Pförring
Vogelzwitschern in der Kirche

31.01.2011 | Stand 03.12.2020, 3:12 Uhr

Die Sandtner-Orgel umfasst zwei Manualklaviaturen, eine Pedalklaviatur, 24 Register, 1400 Pfeifen , wiegt 5,5 Tonnen, verarbeitet pro Minute 21 Kubikmeter Wind und kostete 380 000 Euro. - Foto: Kügel

Pförring (DK) Das Konzert begann mit einem wuchtigen Es-Dur-Akkord. Es war nicht irgendein Konzert, sondern das Festkonzert zur Orgelweihe in der Pfarrkirche St. Leonhard in Pförring. Nachdem Bischof Reinhard Pappenberger aus Regensburg am Sonntagmorgen die Orgel in einem Festgottesdienst geweiht hatte, bot sich Norbert Düchtel, dem Orgelsachverständigen der Diözese Regensburg, am Nachmittag die Gelegenheit, die neue Sandtner-Orgel in ihrer Klangvielfalt der Gemeinde zu präsentieren.

Es war auch nicht irgendein Akkord und auch nicht irgendein Stück, mit dem das Konzert begann. Das Präludium in Es-Dur, BWV 552, von Johann Sebastian Bach gehört zu den meist gespielten Orgelwerken und wurde vom Orgelbauer Norbert Bender von Sandtner Orgelbau GmbH aus Dillingen an der Donau als Eröffnungsstück gewünscht. Die Tonart Es-Dur hat drei Vorzeichen. Und diese drei Vorzeichen stehen genauso für die Dreifaltigkeit, wie die drei Motive des Werks, die drei Klaviaturen – zwei Manuale und ein Pedal – und die insgesamt 27 Stücke (drei mal drei mal drei) des dritten Teils der Bachschen "Clavierübung", in welcher der Komponist das Stück veröffentlichte.

Der wuchtige und gewaltige Anfang löste sich allmählich in einem polyfonen Stimmengeflecht auf. Es blieb eine bange Vorahnung, dass das ganze Konzert in dieser Lautstärke und Wucht daherkommt. "Muss Gotteslob immer laut sein", fragte sich schon Igor Strawinsky, als er seine Psalmensinfonie komponierte. Doch Befürchtungen dieser Art wurden bereits beim zweiten Stück zerschlagen. Die unverkennbare Melodie des Kirchenlied-Klassikers "Nun danket alle Gott" präsentierte in einem weitaus bedächtigeren Bachschen Choralvorspiel ein Soloregister der Orgel.

"Es geht in diesem Konzert darum zu zeigen, was in der Orgel steckt", erklärte der Organist Norbert Düchtel vor dem Konzert. Weiter habe er versucht, ein Programm zusammenzustellen, das zur Kirche passe. Auch die Orgel wurde speziell für St. Leonhard in Pförring konstruiert. In rund 5000 Arbeitsstunden wurde das Instrument entworfen, konstruiert und eingebaut. Der barocke Prospekt der Orgel wurde dabei restauriert und blieb so erhalten. Von außen ist also wenig Neues erkennbar.

Im zweiten Teil des Konzerts standen Kompositionen der bayerischen Pater Theodor Grünberger (1756–1820) und Anton Estendorffer (1670–1711) auf dem Programm. Die wenig spektakuläre Musik erinnerte stellenweise an eine Drehorgel. So zum Beispiel das Rondo von Grünbergers Messe Nr. 5, das mit seinen unfertigen Phrasen sowie einem spielerisch-volkstümlichen Stil auffiel. Bei einem weiteren Satz der Messe, dem "Echostück unter der Wandlung", gelang es Düchtel mit Hilfe des Schwellwerks der Orgel, die Echoeffekte eindrücklich wiederzugeben. Die "Chaconne" von Estendorffer löste schließlich mit den schnarrenden Zungenregister in der voll besetzten Kirche manches Schmunzeln aus.

Als musikalischer Höhepunkt entpuppte sich die "Vogelpredigt des Hl. Franz von Assisi" von Franz Liszt. In der lautmalerischen Komposition kamen vor allem die hohen Flötenregister zum Einsatz. Trotz regem Vogelgezwitscher – für den ornithologisch nicht bewanderten Zuhörer war nur der Kuckuck zu erkennen – zeigte das Werk aber auch die Grenzen der Orgel auf: Allzu oft klangen die Vögel zu metallisch, zu wenig lebhaft.

Nach dem in einer Kirche seltsam anmutenden Pilgerchor aus Wagners Oper "Lohengrin" und einem Stück des französischen Komponisten Alexandre Guilmant feierte das Publikum die neue Orgel mit Standing Ovation. In einer anschließenden Führung hatte die Gemeinde zudem die Möglichkeit, das Innenleben der neuen Orgel von der knapp 20 Zentimeter langen Zinnpfeife bis zur 2,6 Meter langen Holzpfeife kennenzulernen. Von der Planung bis zur Intonierung durchlief jede der insgesamt 1466 Pfeifen rund 30 Arbeitsschritte. Eine Arbeit, die lange währt: Die neue Orgel soll nun, so Norbert Düchtel, 100 bis 150 Jahre lang halten.