Nürnberg
Wenn die Chemie nicht stimmt

24.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr

Einst ein Paar: das Ärzteduo Lorna (Elke Wollmann) und Toby (Heimo Essl) in Lucy Prebbles Stück „The Effect“ - Foto: Bührle

Nürnberg (DK) Bei Verliebten sollte man annehmen, dass die Chemie stimmt. Es sei denn, die Chemie in Gestalt von pharmazeutischen Antidepressiva funkt dazwischen und setzt die Gefühle außer Kraft. Solch eine Versuchsanordnung unterlegt die derzeit höchst erfolgreiche, junge britische Dramatikerin Lucy Prebble ihrem neuem Stück „The Effect“, das jetzt Schauspieldirektor Klaus Kusenberg am Staatsschauspiel Nürnberg herausbrachte.

Die Bühne der Kammerspiele wird zur futuristisch aufgedonnerten Klinikstation (Bühnenbild: Günter Hellweg), auf der sich die junge Connie (Henriette Schmidt) und Tristan (Martin Bruchmann), die sich als Versuchskaninchen für den Test eines neuen Antidepressivums verdingt haben, begegnen. Zwischen den blinkenden, flimmernden und zuckenden Displays der medizinischen Geräte und Apparaturen funkt es, wie erwartet, alsbald auch zwischen den Probanden, was das klinische Experiment natürlich gefährdet: Ist ihre erwachende Liebe eine Folge des Antidepressionsmittels oder sind ihre Gefühle echt, fragen sich nicht nur die Versuchspersonen Connie und Tristan, sondern auch die Ärztin Dr. Lorna James (Elke Wollmann) und ihr Oberarzt Dr. Toby Sealey (Heimo Essl). Wenn dann auch noch Placebos ins Spiel kommen und sich obendrein herausstellt, dass einst auch Lorna und Toby, das Ärzteduo, ein Techtelmechtel hatten, wird die Verwirrung komplett. Es geht drunter und drüber in dieser sehr bemühten Satire, deren dramatische Pointen und dramaturgischen Aberwitz der Zuschauer freilich nur allzu schnell durchschaut und damit der zunehmend langweilenden Handlung auf der Bühne immer eins voraus ist.

Regisseur Klaus Kusenberg muss das gespürt haben, denn nach einer ziemlich verquälten ersten Halbzeit, die die Schauspieler durch viel zu lautstark artikulierte Leidenschaftlichkeit und Emphase überspielen beziehungsweise überschreien müssen, setzt die Inszenierung auf die eigentliche Nebenhandlung, nämlich auf die längst nicht auf- und verarbeitete Beziehung zwischen der Ärztin und dem Arzt. Und da laufen Elke Wollmann und Heimo Essl zu großer Form auf, ziehen alle Register der psychologischen Kriegsführung eines einstmals verliebten Paares, das nach Jahren abrechnet.

Aber dieser Höhepunkt der Inszenierung kann das schwache Stück der englischen Autorin auch nicht mehr retten, so wie auch der erstaunlich wohlwollende Premieren-Applaus dieser theatralen Petitesse auch nicht mehr auf die Beine helfen und dramatische Spannung einhauchen konnte.

 

Weitere Vorstellungen im Staatsschauspiel Nürnberg: 26., 27. und 30. April; 11., 14., 18., 22. und 29. Mai; 5., 14. und 15. Juni. Karten unter Telefon (01 80) 5 23 16 00 und www.staatstheater.nuernberg.de.