Nürnberg
Malweiber unter sich

Nürnberger Kunstvilla zeigt Arbeiten von Karin Blum und Meide Büdel: "Im Gleichgewicht"

30.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

„Sitzende“ hat Karin Blum diese frühe Arbeit von 1973 genannt. Ihre Werke stehen im Dialog zu denen Meide Büdels - Foto: Katalog

Nürnberg (DK) Zumindest in der Kunst des vorigen Jahrhunderts gaben die Männer den Ton an und verwiesen Frauen in der Kunst, zumindest quantitativ, auf den zweiten Platz, obwohl sie qualitativ durchaus mithalten konnten. Die Städtische Kunstvilla Nürnberg, die sich der regional nordbayerischen Kunst seit 1900 verschrieben hat und diese systematisch sammelt und ausstellt, rückt dieses Ungleichgewicht jetzt zurecht: „Im Gleichgewicht“ heißt die neue Ausstellung, die neun Künstlerinnen mit 20 Arbeiten aus der Sammlung präsentiert; und überdies am Beispiel der beiden Künstlerinnen Karin Blum und Meide Büdel demonstriert, dass Frauen in der fränkischen Kunstszene durchaus ein Wörtchen mitzureden beziehungsweise so manches Bild und manche Skulptur beizusteuern haben.

Zwar machen Kunstwerke von Frauen in der umfangreichen Sammlung der Kunstvilla gerade mal ein Fünftel aus, aber die ausgewählten 20 Arbeiten von neun fränkischen „Malweibern“, wie man „malende Frauenzimmer“ einst halb abschätzig, halb bewundernd titulierte, können sich sehen lassen. Dabei wurden sie erst vor gut 100 Jahren überhaupt an den Kunstakademien zugelassen und konnten sich bis weit in die Nachkriegszeit hinein erst mit Kunst beschäftigen, wenn sie Witwen oder geschieden oder ihrer Ehefrau- und Mutterrolle entwachsen waren. Was auch der Grund dafür ist, dass viele Künstlerinnen Doppelnamen tragen, die sie sich zulegten, wenn sie aus dem Schatten ihrer Gatten hervortraten und sich eine künstlerische Identität leisten konnten.

Aber darauf mussten die Malerin und Zeichnerin Karin Blum (1947 im mittelfränkischen Gunzenhausen geboren) und die Bildhauerin Meide Büdel (1961 in Bad Mergentheim geboren) keine Rücksicht mehr nehmen: Sie studierten beide an der Nürnberger Akademie und zählen heute zu den bekanntesten Künstlerinnen der Region. In der Ausstellung verschränken sich ihrer beider Arbeiten höchst kontrastreich miteinander, wenn etwa Meide Büdels fragiler Balanceakt aus Eisen und Stahl, Holz und Beton einen – trotz ihrer Statuarik – fast kinetischen Spannungsbogen zu Karin Blums filigranen Bildern und Zeichnungen schlagen. Büdels schwebende Objekte scheinen die Schwerkraft außer Kraft zu setzen, wenn sie etwa zwei Fässer aus Holz mit zwei Metallbändern, die Treibriemen gleichen, nicht nur in der Schwebe hält, sondern scheinbar zum Rollen bringt. Ein Kraftakt, den an den Wänden Karin Blums fantastische Figurationen begleiten, halb mystische, halb mythische Metamorphosen, die man in der Nähe von Paul Klee oder Joan Miró ansiedeln könnte. Und so halten sich Karin Blums surreale Phantasmagorien und Meide Büdels dreidimensionale Ver- messungen des Raums die Waa-ge, auf Biegen und Brechen.

Städtische Kunstvilla Nürnberg, Blumenstraße 17, bis 3. April. Di bis So 10 bis 18 Uhr, Mi bis 20 Uhr. Katalog, 112 Seiten, 19 Euro.