Neuburg
Zwischen Theater und Seminarraum

Vicky Müller-Toussa führt in Neuburg das Einpersonenstück "Sex – aber mit Vergnügen" von Dario Fo auf

06.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Vicky Müller-Toussa entwickelt aberwitzige Theorien - Foto: ahl

Neuburg (DK) Wer aufgeklärt ist, sagt Ja zum Leben, wer nicht aufgeklärt ist, unterliegt der Angst. Ernste Worte in heiterem Umfeld. Meist aber sind es heitere Worte, die Vicky Müller-Toussa für ein immer noch tabuisiertes Thema findet.

Um Sexualität und Liebe, um Theorie und Praxis der körperlichen Liebe dreht sich Dario Fos Ein-Frau-Stück „Sex – aber mit Vergnügen“, das die Schauspielerin im Bürgerhaus im Neuburger Ostend gezeigt hat und voraussichtlich im Januar noch einmal auf die Bühne bringt.

Ihre ausgeklügelte Mimik und die Oktaven überspannende Sprachmodulation sind die Pfunde, mit denen Müller-Toussa wuchert. Sie schlüpft in verschiedene Rollen, bringt als unaufgeklärte Tochter die Eltern mit Fragen nach Vorhaut oder Präservativ in urkomische Erklärungsnöte oder lernt von ihrer wohlmeinenden, unverheirateten Tante, die bei den Nonnen erlernte Nomenklatur „hinteres und vorderes Gesäß“ in „Florida und Kalifornien“ umzutaufen, weil der Anatomieatlas der Tante so stark an Landkarten erinnert. Wie Elfjährige zu einem entzündeten Bauchnabel kommen, ist ebenso amüsant wie „Adams Würmchen“ und Evas Staunen angesichts seines „Absenkers, der begierig auf Gelächter und Geruch“ ist.

Die griechischstämmige Vollblutschauspielerin mit den ausdrucksstarken Augen braucht weder Requisiten noch ein großartiges Bühnenbild, allein mit ihrer starken Präsenz verwandelt sich das eigentlich nüchterne Bürgerhaus in ein anheimelndes Theater. Oder einen Seminarraum? Tipps gibt es hier nämlich gratis. Wie erkennt er, ob sie den Orgasmus nur spielt? Pupillen beobachten und schauen, ob sich ihre Zehen spreizen, rät Müller-Toussa, ehe sie bedauert: „Ich weiß, jetzt habe ich Ihnen Ihre nächste sexuelle Begegnung verdorben.“

Die meisten Höhepunkte hat das Stück vor der Pause, ein wenig sinkt danach der Spannungsbogen, bis sie schließlich verspricht: „Die Zugabe gibt es zu Hause.“