Neuburg
Das Zauberwort heißt "Kommunikation"

Stefan Wanzl-Lawrence ist neuer Geschäftsführer des BBK Ingolstadt und wünscht sich ein neues Image für den Verband

07.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:32 Uhr

Stefan Wanzl-Lawrence im Malatelier. Der Neuburger tritt offiziell am 1. Oktober seinen Posten als BBK-Geschäftsführer an. - Foto: privat

Neuburg (DK) Als Kind wollte er Comic-Zeichner werden, heute arbeitet er als freischaffender Künstler und hat eine eigene Agentur: Stefan Wanzl-Lawrence wird am 1. Oktober die Geschäftsführung des Berufsverbands Bildender Künstler Oberbayern Nord & Ingolstadt (BBK) übernehmen. Seit zwei Jahren ist er Mitglied und für den noch amtierenden Geschäftsführer Viktor Scheck ein "sehr geeigneter" Nachfolger. "Er kommt vom Kommunikationsdesign und bringt für die anstehenden Aufgaben sehr viel mit", sagt Scheck, der den Posten nach 20 Jahren abgibt. "Denn die Zeiten haben sich geändert - was die Kunst, die Rezeption der Kunst, aber auch die Art und Weise der Präsentation betrifft."

Und eben das sieht Wanzl-Lawrence als Hauptaufgabe: Den BBK als Marke zu etablieren. "Die Leute müssen wissen, was BBK heißt. Das klingt ja wie eine Krankenkasse. Dabei handelt sich um den Berufsverband Bildender Künstler", sagt er. Der Verband umfasst derzeit 98 Mitglieder, von denen zwei Drittel aus der Region (Freising, Pfaffenhofen, Schrobenhausen, Eichstätt, Neuburg) und nur ein Drittel aus der Stadt Ingolstadt kommen. Ein sehr heterogener Zusammenschluss, deshalb ist nicht nur die Kommunikation nach außen, sondern auch die nach innen ein großes Thema.

Wer ist Stefan Wanzl-Lawrence und welche Pläne hat er für den Verband? Ein Besuch in seinem Atelier in der Neuburger Altstadt. Der Mann, der öffnet, trägt Rock und Glatze und lackierte Finger- und Zehennägel, wirkt aber nicht schrill, sondern sehr zurückhaltend. Und sagt von sich selbst: "Ich bin eigentlich sehr bürgerlich."

1956 in Ingolstadt geboren, wuchs er in Neuburg auf. Der Vater war Schulleiter an der Kolpingschule in Neuburg, die Mutter Krankenschwester. Sein Bruder Kristian Wanzl Nekrasnov ist Schauspieler und lebt in Berlin. Früh zeigt sich das zeichnerische Talent. Nach der Schule studiert er Gestaltung an der Hochschule Augsburg, macht sein Diplom als Grafik-Designer, setzt später noch den Master of Arts in Kommunikationsdesign in Konstanz drauf.

Während des Studiums ist er viel künstlerisch tätig. "Mein Schwerpunkt lag schon immer im Malen und Zeichnen", erzählt er. Er heiratet, seine Frau bringt vier Söhne in die Ehe mit, die gemeinsame Tochter wird geboren. Nach dem Studium will er eigentlich in den Illustrationsbereich gehen. "Dann hieß es: ,Suchen Sie sich lieber eine Galerie, das ist zu künstlerisch für eine Zeitung €˜", erinnert er sich. Es gibt kleinere Aufträge für den "Fokus", "aber da habe ich schon gemerkt: Da muss ich zu viel korrigieren. Da waren meine Figuren zu nackt. Das wollte ich nicht". Er fängt bei einer Agentur an. Wird Dozent an der Hochschule Augsburg, später auch an der TH Ingolstadt, macht sich 2003 schließlich selbstständig. 2015 kehrt er nach Neuburg zurück. "Als Jugendlicher war mir die Stadt zu eng. Aber sie hat sich verändert. Und ich spüre einfach eine starke Verbundenheit zu der Gegend. Ich mag die Nähe zur Natur - mit dem Radl ist man schnell draußen."

An der Wand hängt ein Selbstporträt des niederländischen Barockkünstlers Rembrandt. "Ich liebe die Alten Meister. Man kann sich von ihnen viel mehr abschauen als von den neuen. Da liegt schon alles drin an Komposition, Farbauftrag, Inhalten. Die ganze alte Kunst ist voll mit Sex and Crime", sagt Wanzl-Lawrence. "Und ich mag diesen tiefenpsychologischen Blick, der so wahnsinnig interpretierbar ist. Das versuche ich auch in meinen Bildern, dass es nie eindeutig wird, dass es stets ambivalent ist." Und sein Werk? "Ich war schon immer ein figürlicher Zeichner und Maler." Und: "Ein zentrales Motiv ist Kommunikation. Es gibt in meinen Bildern natürlich keine Sprechblasen. Aber durch die Konstellation der Figuren kann man Kommunikation oder eben Nicht-Kommunikation darstellen: Sind sie einander zugewandt? Wie sieht der Raum aus"

Kommunikation ist auch das Zauberwort, wenn es um die Verbandsarbeit geht. Denn zunächst mal will der neue Geschäftsführer den Austausch unter den Künstlern fördern, sie zu gemeinsamen Projekten motivieren und ein solidarisches Miteinander schaffen. "Wir leben in Zeiten des Umbruchs. Es gibt weniger Gelder, weniger Kunst am Bau, weniger Ausstellungsmöglichkeiten, insgesamt also weniger Unterstützung. Man muss sich als Künstler mehr für den Verein engagieren", sagt Wanzl-Lawrence. Und: "Wir müssen unsere eigene Lobby schaffen und neue Ideen entwickeln." Zum einen will er die Mitglieder untereinander besser vernetzen, zum anderen den Verband nach außen bekannter machen, mehr Präsenz zeigen, die "Wertigkeit der Kunst" betonen. "Wir sind viele. Und wir müssen unter Beweis stellen, dass wir ein wichtiger Faktor der Kreativwirtschaft sind."