Eichstätt
Mystik und Morde

28.09.2010 | Stand 03.12.2020, 3:38 Uhr

Zwischen Volksfest und Walburgis-Gruft: Richard Auer hat mit "Walburgisöl" seinen zweiten Krimi geschrieben. - Foto: oh

Eichstätt (DK) Fans von Mike Morgenstern brauchen sich nicht mehr zu gedulden. Der Kriminaloberkommissar ermittelt in einem neuen Fall in und um Eichstätt. Richard Auer legt nach seinem Debüterfolg "Vogelwild" mit "Walburgisöl" seinen zweiten Kriminalroman vor. Das Buch ist soeben erschienen.

Mike Morgenstern muss im neuen Fall Turmspringen und noch andere Höhen bewältigen. Sind Sie auch schwindelfrei? Oder anders gefragt: Wie viel Auer steckt in der Figur des Kommissars?
 

Richard Auer: Nicht allzu viel, abgesehen davon, dass er auch Familienvater ist, in Eichstätt lebt, gerne cooler sein würde als er ist und Humor hat. Er ist viel eher eine Kombination aus mehreren Menschen und Charakteren. Für sein Cowboystiefel-Outfit und den Mick-Jagger-Verschnitt zum Beispiel gibt es tatsächlich ein lebendes Vorbild.

Regionale Krimis haben Hochkonjunktur, sollen in Ihrem Fall jedoch auch Leser außerhalb des Almühltals begeistern. Wie gelingt der Spagat?

Auer: Es geht etwa bei der Findung der Handlung und des Themas zunächst quasi um ein "Alleinstellungsmerkmal". Das den Ort, die Handlung, einen Aspekt einzigartig und unverkennbar für Eichstätt macht. In meinem ersten Roman war das der Archaeopteryx, den die Eichstätter ebenso kennen wie Leser außerhalb unserer Region. Der Urvogel ist weltbekannt. Und das Walburgisöl ist ebenfalls eine "Spezialität" von Eichstätt. Das gibt es nur hier.

Walburgisöl klingt mystisch und geheimnisvoll.

Auer: Das Walburgisöl ist eigentlich Kondenswasser, das sich im Sarkophag der heiligen Walburga bildet, der sich in der Gruft des Klosters befindet. Dieses "Öl" wird seit Jahrhunderten gesammelt und in kleine Fläschchen abgefüllt. Ihm wird seit Jahrhunderten heilende und wundersame Wirkung zugesprochen. Das Erstaunliche für mich war, dass mir erst während des Schreibens eine ganz persönliche erste Begegnung mit dem "Öl" wieder eingefallen ist.

Verraten Sie uns diese?

Auer: Ich habe das Bischöfliche Knabengymnasium besucht. Ein Frau aus meinem Heimatdorf Wolferstadt hat mich damals gebeten, ihr immer wieder mehrere Fläschchen des Walburgisöls zu besorgen. Und da stand ich als zehnjähriger Bub beim ersten Mal mit hochrotem Kopf und sehr aufgeregt vor der Tür des Klosters und habe nach diesen Fläschchen verlangt, von denen ich damals nichts wusste und auch nicht ahnen konnte, wofür die Frau dieses Öl gebraucht hat.

In "Walburgisöl" geht es um einen Fall, der ins Dritte Reich führt und auf dramatischen Tatsachen beruht. Es geht um Denunziation von zwei Eichstättern im April 1945, um bislang ausgebliebene Rehabilitation, um tragische Momente und späte Rache. Wieso das Thema?

Auer: Ich interessiere mich sehr für Heimatgeschichte, und dieser Fall beschäftigt mich wie viele andere Eichstätter schon lange und lässt einen nachdenklich zurück. Ich bin auch überrascht, wie "friedlich" die Gesellschaft nach 1945, hier und anderswo, mit Fällen dieser Art umgegangen ist oder sie hingenommen hat. Man lebte doch möglicherweise Tür an Tür mit Tätern oder Mitläufern.

Kann man sich auf eine weitere Begegnung mit Mike Morgenstern freuen?

Auer: Es wird sicher einen nächsten Fall geben. Eine Idee habe ich bereits.