München
Hans im Glück kehrt heim

Filmkomponist Zimmer gastiert in der Münchner Olympiahalle

28.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

München (DK) Er nennt München seine Heimatstadt. Und das, obwohl Hans Zimmer gebürtiger Frankfurter und schon lange als Filmmusikkomponist mit einem Oscar, zwei Golden Globes, vier Grammys und einem Stern auf dem "Walk Of Fame" in Hollywood extrem erfolgreich ist.

Nach einem Anfangsmedley mit Melodien aus Filmen wie "Driving Miss Daisy", "Sherlock Holmes" und "Madagascar", das Zimmer nur mit Band performed und wo er auch schon mal zum Banjo greift, begrüßt er die gut 11 000 Anwesenden mit "Hallo meine Münchner". Im Verlauf des emotionalen Abends betont Zimmer mehrfach, wie sehr ihm München am Herzen liegt. Als Jugendlicher war er auf einem Konzert von Emerson, Lake & Palmer in der Münchner Olympiahalle, was auch seine Vorliebe für progressive und rockige Klänge erklärt. Die wird mit "Crimson Tide", zu dem inzwischen auch Chor und Orchester hinter einem Vorhang aufgetaucht sind, hörbar. Wer braucht schon Pink Floyd oder Genesis, wenn er Zimmer und sein Ensemble haben kann?

Insgesamt stehen über 70 Musiker mit Zimmer auf der Bühne, und dementsprechend mächtig und episch kommen Melodien aus "Gladiator" oder "The Da Vinci Code" zum Tragen. Dazu gibt es kleine Anekdoten in charmantem deutsch-amerikanischem Slang. Zimmer erzählt von Telefonaten mit Regisseuren wie Ridley Scott oder nächtlichen Dreharbeiten im Louvre, wo er - nicht ganz ernst gemeint - auch mal kurz daran gedacht hat, die "Mona Lisa" unter den Mantel zu stecken. Den ersten Block beschließt "Der König der Löwen" mit dem markanten Gesang von Lebo M, und das Thema von "Pirates Of The Caribbean" entlässt das bis dato eher zurückhaltende Publikum in die Pause.

Auch in der zweiten Hälfte gibt es auf der großen Leinwand im Hintergrund nicht wie von manchen erwartet etwa Filmszenen, sondern "nur" gezielte Farbmuster und Effekte. So wird eine gepunktete Linie im Verlauf von "The Thin Red Line" immer mächtiger und füllt am Ende den ganzen Screen mit kräftigem Rot. Zu "The Dark Knight" flattern stilisierte Fledermäuse über das Bild, und bei der Erwähnung des verstorbenen Joker-Darstellers Heath Ledger gibt es erstmals Szenenapplaus. "The Dark Knight" ist dann erneut eines dieser Epen, auf das so manche Progressive-Rock-Band stolz wäre. Nach "Interstellar" verlässt die Truppe um "Superman"-Zimmer - bezeichnend, dass es T-Shirts mit einem Z-Logo, das an den großen Comic-Helden erinnert gibt - die Bühne. Nicht ohne sich natürlich ausgiebig bei dem Münchner Publikum, in dem auch seine Tocher Zoe sitzt, und seinen Musikern, die er alle Freunde nennt, zu bedanken. Die allesamt fantastischen Instrumentalisten, wie der beeindruckende Satnam Ramgotra am Schlagzeug, Tina Guo am elektrischen Cello und die Violinistin Rusanda Panfili, tragen ihren Leader und seine Melodien durch einen unvergesslichen Abend. Die Surround-Anmutung durch einen Lautsprecher, der in der Mitte der Hallendecke hängt, tut ein Übriges um ein großes Klangerlebnis mit einem großen Komponisten abzurunden.

 Zur Zugabe "Inception" gibt es dann Standing Ovations, und München und Zimmer bekunden sich ihre Zuneigung, bevor dieser dann am Piano die letzten Schlussakkorde spielt.