München
Eine Arche für die Tiere

Drei Künstler thematisieren Apokalypse und Paradies: Eine Ausstellung in der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst

03.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:50 Uhr

Raumschiff in Känguruform: Matthias Böhler und Christian Orendt erinnern mit ihrem Werk an die Arche Noah. - Foto: Galerie der DG

München (DK) Dass ein zeitgenössischer Künstler Anknüpfungspunkte sucht in der christlichen Kunst des Mittelalters, ist nicht alltäglich. Zu sehen ist dies in einer Ausstellung der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst (DG), die einen doppeldeutigen Titel trägt: "Fürchtet euch (nicht)!" Präsentiert werden die Werke von drei Künstlern, die gemeinsam an der Nürnberger Akademie studiert haben und die Ängste und Hoffnungen unserer Zeit auf ungewöhnliche Art sichtbar machen.

Die sogenannte "Ebstorfer Weltkarte", die im Zweiten Weltkrieg verbrannte, hatte einen Durchmesser von dreieinhalb Metern und entstand wohl um 1300. In den vier Himmelsrichtungen sind Kopf, Hände und Füße Christi zu erkennen, Mittelpunkt der kreisrunden Karte ist Jerusalem. Die Welt ist also sozusagen dem Leib des Gottessohnes eingeschrieben - und dieses Bild erweitert der 1986 geborene Künstler Sebastian Tröger um Gottesdarstellungen von fünf Weltreligionen. In seiner wandgroßen Weltkarte mit dem Titel "Eine schöne Welt kurz nach dem Aufstehen" sind nicht Städte dargestellt, sondern Heilkräuter und tanzende Menschen, im Mittelpunkt ist ein Alter Ego des Künstlers als Homunculus eingezeichnet.

So paradiesisch dieser Tondo mit vier Metern Durchmesser anmutet, so apokalyptisch düster ist Trögers zweites Werk "Die große Angst" in der Schau: Ein Wandbild in Schattierungen zwischen Schwarz und Weiß, mit Anspielungen an Picassos Gemälde "Guernica".

Zu sehen ist ein tanzendes Floß auf den Wellen, auf das sich Menschen gerettet haben, während ein bedrohlicher Vogel riesige Viren und Bakterien ausspuckt. Ganz am Rande ruht ein beleibter Urlauber - ist es ein Feriengast am Mittelmeer, den die Katastrophe der Flüchtlinge kalt lässt? Dass die Erde kein bewohnbarer Ort mehr ist und die Tiere Reißaus nehmen müssen, stellt das Künstlerduo "Böhler & Orendt" als Raumschiff dar. Matthias Böhler (Jahrgang 1981) und Christian Orendt (Jahrgang 1980) bauten eine mehr als sieben Meter hohe Arche, die begehbar ist und im Inneren schon den Blick auf die Sterne eröffnet, während kleine Modelle und Bilder von Bedrohungen erzählen: Bienen werden in einem integrierten Lazarett gepflegt und männliche Küken fürchten um ihr Leben. Und so schließt sich der Kreis dieser drei ausgestellten Werke: Die Bedrohungen verleiten zu dem Ausruf: "Fürchtet euch!", die Rückbesinnung auf die biblischen Worte des Engels aber könnte Kräfte mobilisieren, die nach Auswegen suchen und Hoffnung spenden: "Fürchtet euch nicht!"

Bis zum 22. Juli in der Galerie der DG an der Finkenstraße 4 (nahe Wittelsbacherplatz), geöffnet von Dienstag bis Freitag 12 bis 18 Uhr, an Feiertagen geschlossen.