München
Alte Besen kehren gut

Die Prinzen feiern in der Münchner Philharmonie einen gelungenen Auftakt ihrer Jubiläumstour

25.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:09 Uhr

München (DK) Es dauerte ein wenig, bis der alte Staub vollends aus den Kleidern geklopft war: Etwas mehr als anderthalb Stunden haben die Prinzen am Mittwochabend in München gebraucht, um ihr Publikum aus der Reserve zu locken. Als es die knapp 2000 Fans in der Gasteig-Philharmonie dann beim legendären Hit "Alles nur geklaut" nicht mehr auf den Sitzen hielt, war das Auftaktkonzert der Jubiläumstour "25 Jahre auf Bewährung" schon fast wieder vorbei.

Zwar boten Sebastian Krumbiegel, Tobias Künzel und Kollegen auch zuvor eine blitzsaubere Leistung, punkteten im Verlauf des Abends erwartungsgemäß aber vor allem mit ihren Klassikern aus den 90er-Jahren. Die etwas gemäßigten Nummern des im vergangenen Jahr erschienenen "Familienalbums" wurden vom Publikum indes wohlwollend zur Kenntnis genommen, den Ausschlag zum Erwerb einer der durchaus stattlich bepreisten Karten dürften sie aber nicht gegeben haben.

Das weiß die Leipziger Band natürlich auch, so ziert beispielsweise der Titel des 1991er-Debütalbums "Das Leben ist grausam" die Shirts, die es am Eingang zu kaufen gibt. Und auch musikalisch lässt sich das Quintett auf keine gewagten Experimente ein. So haben alle Evergreens ihren Platz im Programm gefunden. "Mann im Mond", "Schwein sein", "Millionär" - nahezu jede Zeile wird vom schunkelnd-klatschenden Chor vor der Bühne textsicher mitgesungen.

Natürlich wetzen die fünf Sänger nicht mehr wie in den Anfangstagen über die Bühne, 25 Jahre Bandgeschichte gehen schließlich an keinem spurlos vorbei. Dennoch betreten die Leipziger die Bühne anfangs in Röhrenjeans, Flatterhemd und grellfarbigen Perücken - die Prinzen, verkleidet als die A-cappella-Punks, die sie selbst einmal waren. Auch das ist ein Grund ihres Erfolges: Die Band hat sich selbst und ihre Musik noch nie allzu ernst genommen. Auch ansonsten ist alles beim Alten geblieben: So sind der agile Sebastian Krumbiegel und Tobias Künzel Dreh- und Angelpunkt der Show, beide übernehmen in den meisten Songs den Hauptpart. Mit Ansagen hält sich das Quintett eher zurück. Auch Lieder wie "Deutschland" oder "Bombe", denen angesichts aktueller Geschehnisse - nicht nur in der sächsischen Heimat der Prinzen - derzeit eine besondere Brisanz innewohnt, werden nicht weiter kommentiert. Künzel allerdings singt in letztgenanntem Titel die Textzeile "Willst du allen in die Fresse hau'n und bist im Kopf schon ganz braun, dann möchte ich..." mit in die Höhe gerecktem, ausgestreckten Mittelfinger und macht so seinen Standpunkt unmissverständlich klar. Später moderiert er den Song "Kann ich noch etwas für dich tun" vom aktuellen Album wie folgt an: "Das nächste Lied handelt von Hilfsbereitschaft. In diesen Zeiten sollte man einfach ein guter Mensch sein, ohne gleich ein Gutmensch zu sein."

Beim Klassiker "Küssen verboten" erheben sich die ersten Paare von ihren Plätzen, tanzen auf der Stelle und geben sich nach den letzten Klängen und unter aufbrandenden Jubelstürmen - ganz und gar nicht im Sinne des Songtitels - ein Küsschen der Glückseligkeit.

Zweimal müssen die Leipziger dann noch auf die Bühne zurückkehren, als Zugabe erklingen zunächst "Wer ist der Typ" und "Mein Fahrrad". Anschließend entlassen Tobias Künzel, Sebastian Krumbiegel, Wolfgang Lenk, Henri Schmidt und Jens Sembdner ihre Gäste mit dem nachdenklichen "Vielleicht sterb €˜ ich ja heute Nacht" in die ebenselbige.

Die Prinzen nahmen ihr Publikum mit auf eine unterhaltsame Reise ins Reich der bekannten und vertrauten Klänge. Stimmlich agierten die Leipziger dabei übrigens durchweg überzeugend und nah an ihren Großtaten der Vergangenheit - stets punktgenau begleitet von Mathias Dietrich und Alexander Zieme an den Saiten und dem Schlagzeug. Einem interessierten Gast muss der Tontechniker nach dem Konzert mehrfach und mit Nachdruck versichern, dass "wirklich alles live war" - "Respekt, Respekt", murmelt er im Gehen.