Kipfenberg
"Gutes Theater aus dem Volk für das Volk"

Regisseur Thomas Stammberger engagiert sich erneut bei den 2. Bayerischen Volkstheatertagen in Kipfenberg

25.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr

Workshops mit Profis des Volkstheaters: Der Autor und Regisseur Thomas Stammberger steht den Amateuren ein ganzes Wochenende mit Rat und Tat zur Seite. - Foto: Wagner

Kipfenberg (DK) In Kipfenberg stehen die zweiten Bayerischen Volkstheatertage vor der Tür. Hier wird Amateuren die Möglichkeit geboten, in Workshops von den Profis zu lernen. Der Initiator der Veranstaltung und Regisseur Thomas Stammberger erzählten von den Ereignissen des vergangenen Jahres und was dieses Wochenende so besonders macht.

Herr Stammberger, was ist das Ziel der Veranstaltung?

Thomas Stammberger: In den gut 30 Jahren, die ich jetzt Fernsehen und Volkstheater mache, habe ich festgestellt, dass es viele Amateure gibt, die mit großer Leidenschaft spielen. Aber ohne professionelle Unterstützung geht es ab einem bestimmten Punkt qualitativ nicht mehr wirklich weiter. Auch wurde von professionellen Schauspielern oft der Wunsch nach einem breiteren Erfahrungsaustausch geäußert. So wurde der Grundstein für die Volkstheatertage gelegt.

 

Warum hat man sich dieses Jahr für Kipfenberg als Austragungsort entschieden?

Stammberger: Der Kontakt kam über einen Teilnehmer aus Eichstätt, der Verbindungen nach Kipfenberg hat, und über Bürgermeister Christian Wagner. Letztes Jahr waren wir im Kolpinghaus in Regensburg, da war im ganzen Haus Theater. Heuer bespielen wir ganz Kipfenberg: die Häuser um den Marktplatz, die Turnhalle und die Pfarrzentren. Dort haben wir die Möglichkeit, zwei Tage lang komplett in die Materie Theater einzutauchen.

 

Was wird bei den Workshops geboten?

Stammberger: Wir versuchen, verschiedene Gewerke des Theaters voranzubringen. Zum allergrößten Teil geht es um Schauspiel, Bühnenpräsenz oder spezifische darstellerische Anforderungen wie körperliche Berührungen in Kuss oder Watschn auf der Bühne - das betrifft immerhin die Privatsphäre. Aber auch andere Aspekte wie Regie, Schreiben, Maske, Bühnenkampf oder Sponsoring werden thematisiert. Schlussendlich stellen wir uns die Frage: Was ist eigentlich ein gutes Stück, und wie werden wir gut und besser? Jeder Referent - alle sind Top-Profis - hat dafür seine eigene Herangehensweise.

 

Sind noch Plätze frei?

Stammberger: Ja, aber der Andrang ist größer als vergangenes Jahr. Vor allem stellen wir fest, dass die Bekanntheit auch Kreise über Bayern hinaus zieht. Wir haben diesmal sogar Anmeldungen aus Bonn und Österreich erhalten. Langsam mausert sich die Veranstaltung zu einem überregionalen Treffen - das ist spannend.

 

Was ist, wenn die Teilnehmer kein Bairisch können? Sind sie überhaupt willkommen?

Stammberger: Ja, absolut. Wir haben das Treffen eigentlich nur Bayerische Volkstheatertage genannt, weil es in Bayern stattfindet. Mit dem Begriff Volkstheater meinen wir auf keinen Fall nur bairische Mundart oder sprechen von der formalen Gattung Volkstheater im engeren Sinne. Es geht schlichtweg um gutes Theater aus dem Volk für das Volk.

 

Also dürfen auch Theater-Neulinge teilnehmen?

Stammberger: Tatsächlich sind sogar Teilnehmer dabei, die noch nie aktiv gespielt haben. Und dann gibt es welche, die spielen seit Jahrzehnten Amateurtheater, die haben natürlich einen anderen Horizont und wissen konkret, wo es noch Verbesserungsbedarf gibt. Die Volkstheatertage sind für Neulinge aber auch interessant.

 

Was sind bei diesem Zusammentreffen Ihre schönsten Erfahrungen?

Stammberger: Das Wichtigste für mich ist das Gemeinschaftsgefühl. Man könnte seine Freizeit ja auch anders verbringen, aber es ist toll, wenn man mitbekommt, wie alle ticken und welche verschiedenen Herangehensweisen es gibt. Wenn wir zwischen den Workshops in einer großen Gruppe zusammenkommen und jeder sein Feedback gibt, dann schweißt das zusammen.

 

Hat man irgendwann ausgelernt?

Stammberger: Nein, nie. Ich hab' jetzt gut 30 Jahre Berufserfahrung und trotzdem lerne ich noch jeden Tag dazu. Am schlimmsten sind die, die sich ständig selbst auf die Schulter klopfen und glauben, sie haben ausgelernt. Die bleiben meistens irgendwo zwischen Dilettantismus und Selbstbeweihräucherung stecken. Beides ist schwer erträglich. Die richtig Großen stehen schon 50 Jahre auf der Bühne und sind immer noch heiß darauf, Neues zu entdecken. So macht man zum Beispiel im Schauspiel dauerhaft Karriere.

 

Die Fragen stellte

Katharina Wirtz.

 

 

ZUR PERSON

Thomas Stammberger wurde 1968 in Bad Kötzting geboren und ist seit 30 Jahren im TV- und Theatergeschäft. Nach seinem Studium sammelte er Erfahrungen im Ausland durch Assistenztätigkeiten und wurde bereits von zahlreichen deutschen Senden engagiert. Danach war er langjähriger Regisseur der Heimatserie "Dahoam is Dahoam" für den Bayerischen Rundfunk. Momentan arbeitet Stammberger an der Uraufführung für das neue Stück des Komödienstadels "Der Greis ist heiß" in Miesbach.