Ingolstadt
Was würdet ihr gern sehen?

Mit dem neuen Projekt "Du bist Theater also mach es auch!" ist die mobile Mini-Blackbox unterwegs in Ingolstadts Stadtteilen

08.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:05 Uhr

Das Projektteam von "Du bist Theater!": Amer Maghmoumah, Matthias Ernst, Silke Kabitzke, Kathrin Lehmann, Felix Steinhardt, Mia Constantine, Elizabeth Reyna Alvarez (von links). - Foto: Rößle

Ingolstadt (DK) "Du bist Theater - also mach es auch!" heißt ein neues Projekt des Stadttheaters Ingolstadt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. 2013 hat das Ministerium das Programm "Kultur macht stark" initiiert, das auf "Bündnisse für Bildung" setzt.

Denn fast jedes dritte Kind in Deutschland lebt in Verhältnissen, die den Zugang zu Bildung erschweren. Ziel ist es, dort Interesse für Kultur und kulturelle Einrichtungen zu wecken. Seit das Förderprogramm läuft, sind so mehr als 5400 "Bündnisse für Bildung" geschlossen worden. Bündnispartner können etwa Museen, Bibliotheken, Musikschulen, Zirkusse oder Theater sein. So hat sich auch das Stadttheater Ingolstadt bei der ASSITEJ, der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche, mit einem eigenen Projekt beworben - und den Zuschlag bekommen. Ein Jahr läuft es - und wird mit 20 000 Euro gefördert.

Deshalb sind Matthias Ernst und Silke Kabitzke nun mit dem Minibus des Theaters unterwegs in die verschiedenen Stadtteile. Zweimal haben die beiden Künstler ihr "Theateranalyseamt" schon geöffnet, um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. "Wir kooperieren mit der Mittelschule an der Herschelstraße und dem Stadtteiltreff des Piusviertels, die uns den Zugang zur Zielgruppe ermöglichen", erklärt Kathrin Lehmann von der Theatervermittlung. "Es geht darum, alles auf null zu stellen und ganz unbedarft zu fragen: Woran denkt ihr, wenn ihr Theater hört? Ist das etwas, was euch interessiert? Was würdet ihr gern sehen wollen? Oder auch: Warum kommt ihr nicht? Und: Was würdet ihr denn dem Theater raten"

In den VW-Bus ist eine kleine Blackbox eingebaut - eine Art Miniprobebühne. Wenn Matthias Ernst und Silke Kabitzke auf einem Schulhof Station machen, parken sie den Bus, rollen den Teppich aus, machen vielleicht ein bisschen Musik und warten auf die Jugendlichen, mit denen sie ins Gespräch kommen wollen - über ihre Sehgewohnheiten und ihre Erfahrungen mit Theater. Der Bus ist gleichzeitig eine Art Talentbörse, denn wer Lust hat, kann auf der mobilen Minibühne zeigen, was er kann.

Bei ersten Treffen sei es beispielsweise auch um das Stück "Cyberlove" und über Mobbingfallen in sozialen Netzwerken gegangen, erzählt Katrin Lehmann. "Vor allem Faruk fanden die Jugendlichen total cool. Es geht also auch um Identifikationsfiguren - und das tangiert die Frage nach dem postmigrantischen Theater. Im Theaterensemble muss sich auch die Gesellschaft widerspiegeln." Aus dem daraus resultierenden Video- und Tonmaterial entwickelt das Stadttheater im Frühjahr 2017 mit Jugendlichen sowie Elizabeth Reyna Alvarez und Amer Magh-moumah von der Medienwerkstatt eine eigene Performance, die dann im Kleinen Haus gezeigt wird. Verantwortlich dafür ist Mia Constantine, die auch Regie führen wird. Und weil sie gemeinsam mit dem Schauspieler Felix Steinhardt in Regensburg schon erfolgreiche Jugendprojekte realisiert hat, arbeiten beide auch jetzt in Ingolstadt zusammen. Das neue Ensemblemitglied steht den Jugendlichen dann als Bühnen-Profi mit Rat und Tat zur Seite.

Wann und wo der Minibus Station macht, erfährt man immer kurzfristig auf https:'www. facebook.com/TheaPaedIN. Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Mini-Blackbox einzuladen - auf eine Party, auf den Schulhof oder in den eigenen Garten. Interessierte können sich melden unter kathrin.lehmann@ingolstadt.de.