Ingolstadt
Von Freundschaft und Abenteuer

18.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Ein Konzert für die ganze Familie bietet das Symphonische Salonorchester Ingolstadt am 4. Mai an. Walter Kiesbauer hat „Geschichten vom Franz“ von Christine Nöstlinger vertont. - Fotos: Salonorchester/Oetinger

Ingolstadt (DK) Franz ist klein, blond und hat als Held einer ganzen Kinderbuchreihe einen ähnlichen Kultstatus erreicht wie Astrid Lindgrens Michel aus Lönneberga. Seit 1984 erzählt Christine Nöstlinger „Geschichten vom Franz“. „Mir haben die Geschichten immer gut gefallen. Sie sind realistisch und einfühlsam“, erzählt Walter Kiesbauer. Er las sie seiner damals sechsjährigen Tochter vor. „Eigentlich haben wir immer bedauert, dass wir nur so wenige hatten.“ Aber weil Kiesbauer nicht nur Leser ist, sondern auch Musiker, Komponist und Dirigent, kam ihm irgendwann die Idee, die Franz-Geschichten zu vertonen. „Ich wollte schon immer mal ein Familienkonzert machen – in der Tradition von ,Peter und der Wolf‘. Da gibt es nicht viel, obwohl ich immer wieder höre, dass Theater und Orchester im Kinder- und Jugendbereich nach Stoffen suchen.“

Ein Zweites kam hinzu: Illustrator der Franz-Geschichten ist der in Regensburg geborene Autor, Grafiker, Liedermacher und Olchi-Erfinder Erhard Dietl, mit dem Kiesbauer das „Olchi-Musical“ herausgebracht hatte. Also unterbreitete Kiesbauer, der auch als Musikalischer Leiter am hiesigen Stadttheater gearbeitet hatte, dem Oetinger-Verlag seine Idee – und dort reagierte man „euphorisch“. Der Weg war frei. Das Ergebnis ist nun am 4. Mai um 16 Uhr im Festsaal des Stadttheaters zu hören und zu sehen, wenn das Symphonische Salonorchester Ingolstadt sein Familienkonzert „Hier kommt Franz!“ präsentiert. Es ist nach dem Herbstkonzert die zweite Zusammenarbeit Kiesbauers mit dem Orchester.

„Ich habe nach Geschichten gesucht, die universale Themen haben: Freundschaft, Einsamkeit, Abenteuerlust. Zunächst dachte ich auch an einen Jahreszeiten-Zyklus, da gäbe es ja viele Möglichkeiten, aber als Einstieg wäre das zu groß gewesen“, erzählt Kiesbauer. Und so lief alles auf diese Geschichte mit der Hose hinaus, „weil sie alles beinhaltet, was dem Franz an Ungerechtigkeit in dieser Welt widerfahren kann“, sagt Kiesbauer und lacht. Denn als seine Lieblingshose zum großen Familienärgernis wird und Franz von zu Hause ausbüxt, um bei der Oma im Altersheim Trost und Hilfe zu finden, beginnt ein neues Franz-Abenteuer. „Mit dieser Hose fängt alles an – das Zerwürfnis mit der Welt“, erklärt Kiesbauer.

Unter den 35 Mitwirkenden sind auch zwei Schauspieler: Andreas Schwankl wird die Rolle des Franz übernehmen, Ansgar Schäfer den Part des Erzählers und alle anderen Rollen. Etwa ein halbes Jahr dauerte die Kompositionsarbeit, seit März probt das Symphonische Salonorchester. „Die Musik beschreibt Aggregatszustände“, verrät Kiesbauer, der beim Konzert auch selbst am Pult stehen wird. Franz habe verschiedene Themen (Niedergeschlagenheit, Albtraum, Wut), aber keine spezifische Melodie. Bisweilen wirke die Musik wie ein Soundtrack zum Geschehen. „Der Weg zum Altersheim ist zum Beispiel die atonalste Musik, da stöhnen die Musiker. Aber Franz verstößt da gegen alle Regeln. Er darf nicht allein durch diesen Großstadtverkehr. Er verliert die Orientierung. Und das hört sich bei uns an wie ein einziges Inferno. Da tobt das Orchester“, berichtet Kiesbauer. Für ihn selbst sind „die zerbrechlichen Momente musikalisch am schönsten“. Und es gibt – ganz traditionell – eine Konzertouvertüre, wo die markantesten Themen im Zeitraffer wiedergegeben werden. Ist die zu Ende, betritt der Erzähler die Bühne, die Musik hebt an – und nach genau 25 Takten wird die Tür aufgerissen und ein Schrei ertönt. Mehr wird nicht verraten.

 

Das Familienkonzert „Hier kommt Franz!“ ist für Kinder ab sechs Jahren geeignet und findet am 4. Mai um 16 Uhr im Festsaal statt. Karten gibt es in allen DK-Geschäftsstellen und an der Theaterkasse.