Ingolstadt
Verträumte Lieder im Abendlicht

Viel Applaus für den Auftakt der Reihe Dream Concerts mit Olivia Wendt und Jens Lohse am Ingolstädter Baggersee

16.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:47 Uhr

Ingolstadt (DK) Romantischer hätte selbst Hollywood das Ambiente kaum gestalten können: Ein weißer Flügel auf einem Steg mitten im See schickt verträumte Klänge ins letzte Abendlicht, der Wind kräuselt dazu sanft die Wellen. Kerzenlicht erhellt die Holzplanken, und die Regenwolken machen einen weiten Bogen um den Baggersee.

Der Mann am Klavier ist der Ingolstädter Pianist Jens Lohse, an seiner Seite steht die Sängerin und Schauspielerin Olivia Wendt, und beide widmen sich musikalisch dem Dauerthema "Love & Tears", also Liebe und Tränen.

Es ist die Auftaktveranstaltung zu der Idee Dream Concerts von Michael Schmatloch, gute Musik als Veranstaltungsreihe aus den Konzertsälen heraus und an stimmigen Plätzen zu den Menschen zu bringen. Als Ort dafür hat er den Y-Steg vor dem Seehaus am Baggersee im Westen der Stadt ausgesucht. Um es vorwegzunehmen: Diese Premiere ist eindrucksvoll gelungen.

Ein paar Hundert Zuhörer sitzen schon von Beginn an auf mitgebrachten Stühlen am Ufer oder liegen auf Decken im Gras, haben sich einen Platz auf der Naturtribüne vor dem Seehaus ergattert oder schlendern gelassen am Weg entlang. Und es werden immer mehr, die sich zu diesem ersten Musikabend bei freiem Eintritt anlocken lassen. Das ungezwungene Ambiente erinnert an die Audi-Sommerkonzerte im Klenzepark, mit guter Musik bei Picknickatmosphäre einen Sommerabend genießen zu dürfen.

Schmatlochs Idee aber geht noch einen Schritt weiter. Er steht mit auf dem Y-Steg im Badesee und formuliert mit den Worten von Dichtern und Philosophen, was das große Thema Liebe umfassen mag. Die Auswahl der Lieder, Songs und Chansons ist ganz diesem Thema gewidmet. Olivia Wendt hat die musikalische Gabe und den Stimmumfang, gefühlvolle Romanzen wie den Jazzstandard "Somewhere Over The Rainbow" oder den Pop-Klassiker "Killing Me Softly" ebenso authentisch umzusetzen wie die Beatles-Ballade "Yesterday".

Dank guter Tontechnik kommen auch die Tastenspiele von Jens Lohse selbst in den feinen Nuancen wunderbar differenziert beim Publikum an. Die Zuhörer lassen sich dementsprechend verzaubern von dieser Atmosphäre am See, von den schmeichelnden und berührenden Klavierklängen, von den Liedern der Sängerin und den lyrischen Worten des Moderators. "Die Location ist unglaublich toll, absolut inspirierend. Ich habe noch nie an so einem schönen Platz gespielt, es ist reizvoller und lebendiger als in einem Konzertsaal", sprüht Lohse später vor Begeisterung.

Auch der Ideengeber, Organisator und Moderator dieser neuen Konzertreihe unter freiem Himmel freut sich über diesen Auftakterfolg. "Meine Erwartungen haben sich mehr als erfüllt", bestätigt er. Ein paar Sponsoren, der Wirt vom Seehaus und die Herrnbräu-Brauerei unterstützen sein Konzept, und mit dieser Abfederung soll die neue Konzertreihe im ersten Veranstaltungsjahr vor allem Spaß machen, wie Schmatloch es formuliert. Die Ideen für eine Fortsetzung in den nächsten Jahren gehen ihm nicht aus. "Ingolstadt und die Region haben noch viele geeignete Locations", betont er.

Die Naturbühne am Baggersee hat dafür schon mal Maßstäbe gesetzt. Das ist spätestens dann zu spüren, wenn Olivia Wendt die letzten Töne ins Mikrofon singt, Jens Lohse einen letzten tiefen Akkord aus dem Flügel entlässt und Schmatloch den Abschied einläutet. "Vielleicht ist das der Sinn des Lebens, dass man nicht findet, was man sucht, und findet, was man nicht sucht. Gute Nacht" will er sich verabschieden. Doch das Publikum begehrt auf, fordert nachdrücklich und mit überschwänglichem Applaus ein paar letzte musikalische Streicheleinheiten. Die Protagonisten auf dem Steg fügen sich und legen mit "You Are The Sunshine Of My Life" und dem "House In New Orleans" gerne nach.