Ingolstadt
Mit Muße und Zement

Die Regensburger Künstlerin Nicolette Spiegelberg stellt in der Ingolstädter Harderbastei Malerei, Objekte und Betonstratifikationen aus

15.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

Nicolette Spiegelbergs Malerei: Schichtungen, Spiegelungen, Ordnung und Horizonte. - Foto: Derstroff

Ingolstadt (DK) Was um Himmels willen ist "Betonstratifikation"? Ein Infoblatt zur Ausstellung klärt auf: eine von Nicolette Spiegelberg entwickelte Methode, Beton schichtweise auf Bildträger aufzubringen. Und auch die wesentlich gängigere "Kontemplation" wird auf dem Blatt erklärt. "Richten des Blicks nach etwas. Beschauliches Betrachten" übersetzt die Künstlerin den Titel ihrer Schau und meint damit wohl beide Seiten. Kontemplativ, berichtet sie, sei ihre Arbeitsweise; eintauchen in die Bilder und dabei die Zeit vergessen werde man beim Besuch der Ausstellung, verheißt Werner Kapfer, der Vorsitzende des Berufsverbands Bildender Künstler und Künstlerinnen (BBK) in Ingolstadt, in seiner Laudatio bei der Vernissage. In der Galerie seines Verbands, der Harderbastei, ist die Regensburger BBK-Künstlerin zu Gast - mit Malerei und Objekten, mit Betonstratifikation und Kontemplation.

Tatsächlich liegen Ruhe und Klarheit über dem langen Raum, der großformatigen Mischtechniken wegen, die sich dem ersten Blick bieten. Denn die ausgebildete Schildermalerin und studierte Grafikdesignerin hat klares grafisches Gespür und einen ausgeprägten Sinn fürs Visuelle. Das fängt bei ihrer malerischen Arbeit an und setzt sich bis zur strukturierten, austarierten Hängung fort. Mit Raum versteht Spiegelberg umzugehen: in der Galerie und in den Bildern. Auf den Leinwänden also, auf denen sich lasierende Farbflächen überschneiden, Linien scheint's Weite und Horizonte beschwören - selbst wo ausschließlich abstrakte, geometrische Formen zu sehen sind, lebt kompositorisch Natur - und vereinzelt eine winzige Fotoaufklebung, ein gefaltetes Transparentpapier fremde Akzente und noch einmal Tiefe setzen. Das ist gebaut und gemalt zugleich. Das ist sehr souverän, sehr sicher. Sehr schön natürlich auch. Zum Wehtun sind diese Bilder nicht gemacht.

Und nichts für Materialfetischisten oder auch nur -puristen sind Spiegelbergs Betonstratifikationen. Hier untersucht sie das Material an sich und sein Zusammenspiel mit anderen; mit geflammtem Holz gerne, mit Bienenwachs auch mal, mit Papier und natürlich mit Farbe. Flächen gesellen sich zusammen, Strukturen geben voreinander an, Fugen und Linien trennen oder verbinden - Malerei mit anderen Mitteln wollen diese Materialcollagen gewissermaßen sein. Gelungen ist das, wo Spiegelberg sich formal so weit wie möglich reduziert, wie in den "Standbildern" etwa aus Betonfläche und Tierborsten; mitunter verbastelt und verspielt sich die Regensburger Profikünstlerin bei diesen Stratifikationen aber auch. Ähnliches lässt sich auch von den Objekten sagen, mit denen sie vor allem das kleine hintere Kabinett bestückt.

Bis 5. März in der Harderbastei, Do bis So 11 bis 18 Uhr. Am 18./19.2. sowie 4./5.3. ist die Künstlerin selbst anwesend und steht für Gespräche zur Verfügung.