Ingolstadt
Kettenreaktion des Humors

Kabarettist Vince Ebert zeigt, wie witzig Naturwissenschaft sein kann

19.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:28 Uhr

Keine Angst vor der Zukunft: Vince Ebert präsentiert sein Programm "Zukunft ist the Future" in der Eventhalle. - Foto: Erl

Ingolstadt (DK) Von wegen - Naturwissenschaft sei trocken und humorlos. Es braucht eben nur den richtigen Katalysator, um Teilchenforschung und Wahrscheinlichkeitsrechnungen mit dem wahren Leben in Verbindung zu bringen und damit eine Kettenreaktion von Lachsalven auszulösen.

Vince Ebert ist so einer, der Wissenschaft mit dem Alltag zusammenführt und dabei höchst erstaunliche Verknüpfungen und Reaktionen hervorbringt.

Die Fangemeinde des Wissenschaftlers aus dem Odenwald, der Physik in Würzburg studierte und sich danach nicht in Labore und hinter Reagenzgläsern verkrochen hat, ist groß. Am Donnerstagabend steht er alleine und nur mit seinem sprechenden Computer namens Val - es ist die Stimme seiner Frau Valerie - vor ausverkauftem Saal auf der Bühne in der Eventhalle.

"Zukunft ist the Future" ist sein Thema und natürlich kann der Wissenschaftler klar mit Daten und Zahlen belegen, dass wir als Menschheit keine Angst vor der Zukunft zu haben brauchen. "Egal wie beschissen es geht, es ist immer noch Luft nach unten", verkündet er. "Denn der absolute Nullpunkt kann nie erreicht werden", ist die anerkannte Theorie aus Forscherkreisen dazu. Vince Ebert moderiert regelmäßig die Sendung "Wissen vor acht - Werkstatt" in der ARD und nicht nur dort vermittelt er wissenschaftliche Zusammenhänge mit den Gesetzen des Humors. Seine Initialzündung für das Interesse an Physik, so erzählt er augenzwinkernd, erhielt er als Teenager in einer Rotlichtbar in Frankfurt. "Drehen sich auf der Südhalbkugel die Striperinnen an der Stange anders herum als hier", kam ihm im Schummerlicht als 17-Jähriger in den Sinn. "Zukunft läuft immer anders, als man denkt", ist seine aktuelle These, und je komplexer ein System aufgebaut ist, desto sicherer trifft einen der Zufall.

Wie der menschliche Faktor dabei mitspielt, zieht sich wie ein roter Faden durch das Programm. Und es bleibt die Frage offen, ob Computer irgendwann so programmiert werden können, dass sie auch menschliche Empfindungen haben. Wie diese Zweierbeziehung zwischen künstlicher und natürlicher Intelligenz dann wohl aussehen würde, dürfen die Fans des Physikers im Dialog mit der Computerstimme von Val vorab schon mal erleben.

Doch auch in Zukunft wird das reale Verhältnis von Mann und Frau höchst bedeutsam bleiben. Und auch ein Leben ohne Tod wäre nach seiner Überzeugung ziemlich öde und würde alle Neugier dämpfen. Im Medienzirkus allerdings scheint diese Frage nach Eberts Erfahrung bereits gelöst zu sein. "Heute moderieren Hirntote sogar schon ganze Sendungen", spottet er.

Ebert ist mit Blick auf die Zukunft ein grandioser Optimist und belegt das mit wissenschaftlichen Statistiken. "Die Zukunftsprognosen der Experten sind fast alle falsch", verkündet er, und längst wüssten wir, dass die Steinzeit nicht zu Ende gegangen ist, weil plötzlich keine Steine mehr da waren. "Wenn wir Menschen nie etwas Bescheuertes gedacht hätten, wäre nie etwas Vernünftiges entstanden. Die menschliche Fantasie ist unerschöpflich", plädierte er mit perlendem Humor für ein Denken ohne Angst vor den Ergebnissen. "Zukunft findet statt, sie ist sogar schon da", diagnostiziert er letztlich höchst wissenschaftlich und entlässt die vielen Zuhörer ohne Angst vor dem Morgen in die Nacht.