Ingolstadt
Vom Mut, die Angst zu überwinden

Kabarettistin Sarah Hakenberg begeistert das Publikum in der ausverkauften Neuen Welt

22.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr
Skurrile Ängste: Sarah Hakenberg bei den Ingolstädter Kabaretttagen. −Foto: Knobloch

Ingolstadt (DK) "Warum sich ärgern und weinen und zanken? Oft hilft ein kleiner Mord in Gedanken!" Diesen und viele andere Tipps in Reimform hat Kabarettistin Sarah Hakenberg in der ausverkauften Neuen Welt im Rahmen der 33. Ingolstädter Kabaretttage parat.

In ihrem aktuellen Programm "Nur Mut!" (am 10. März erscheint die CD dazu) singt die Wahl-Ostwestfalin Lieder, die am Klavier klingen, wie liebliche Weisen, es textlich jedoch in sich haben.

Sarah Hakenberg ist Absolventin der Celler Schule, einem "Förderseminar für Textschaffende in der Unterhaltungsmusik" und hat nicht umsonst 2016 den Deutschen Kabarettpreis als beste Nachwuchskünstlerin erhalten. Natürlich dürfen bei der angehenden Mutter Themen wie die Suche nach dem richtigen Namen des Nachwuchses (Perschelbär=Pierre-Gilbert) oder die überbordende Kontrollsucht von Helikopter-Eltern nicht fehlen. Doch auch die Torschlusspanik oder ein imaginärer Heiratsantrag finden einen Platz im äußerst kurzweiligen Programmablauf.

Vordergründig geht es in erster Linie um Ängste - welche man erst mal haben muss, um überhaupt Mut zu brauchen. So gibt es laut Sarah Hakenberg tatsächlich eine Meleagrisphobie, die Angst vor Truthähnen, welche immerhin im deutschen Alltag nicht so einschränkend ist. Genau wie eine Aulophobie, die Angst vor Flöten, die wohl nur in der Fußgängerzone überraschend auftreten kann. Sarah Hakenberg macht über den absteigenden d-Moll-Akkord (mit den Tönen afd) einen Schwenk von Horrorfilmklängen zur Politik und landet über den Umweg mit einem Lied über Homophobie schließlich bei der Xenophobie, welche in heutigen Zeiten mal wieder in der Gesellschaft sehr präsent ist.

So verpackt die junge, talentierte Liedermacherin das Thema in einen Song über das Kinderfest der NPD mit der Schlusszeile: "Sind die Eltern noch so rechtsgesinnt - schon möglich, dass die Kinder schlauer sind!" Sarah Hakenberg hat überhaupt einen wunderbaren schwarzen Humor, der das Publikum auch in ihren Songtexten zu weniger ernsten Lebensinhalten wie der Extremsportart Senioren-Yoga oder der Fußballklub-Fanzugehörigkeit zum Lachen bringt. Die Nummer "Trau dich!" fordert die Zuhörer dazu auf, sich nicht vor kühnen Taten zu scheuen und beispielsweise auch mal ein Paket vom Nachbarn zu öffnen.

Als Zugabe gibt es "Hündchenlynchen in München" und ein Musikantenstadl-Lied mit den fünf wichtigsten Schlager-Moves: der kleinen und der großen Sonne, dem Stein, dem Tablett und der Waage. Wer wissen will, wie diese genau funktionieren, sollte unbedingt zu Sarah Hakenberg ins Programm gehen, denn auch bis zur Zugabe ist die 38-jährige Kabarettistin jeden Cent des Eintrittsgeldes wert!