Ingolstadt
Festival im Jahr Eins nach dem Umbruch

Walter Haber und Johannes Langer halten Rückschau auf die Ingolstädter Kabaretttage

14.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:08 Uhr

Foto: Martina Persy

Ingolstadt (DK) Walter Haber werkelt hinter dem Tresen, während vorne auf der Bühne "seine" Kabaretttage laufen. Seit Johannes Langer Pächter der Neuen Welt ist, existiert dieses Szenarium in der Neuen Welt nicht mehr. Haber hat zwar auch für das diesjährige Festival wieder die Künstler verpflichtet, aber diesmal sitzt auch er ganz entspannt mit im Publikum und hört zu, während Langer nunmehr also für den Ablauf vor Ort zuständig ist.

"Ich genieße das", sagt Haber. "Seit ich einen Teil der Verantwortung abgeben konnte und mich nicht mehr um die gastronomischen Dinge kümmern muss, fühle ich mich tatsächlich befreit. Und zwischen dem Johannes und mir hat sich ein wirklich gutes Vertrauensverhältnis aufgebaut. Ich finde das schön." Langer bestätigt das. "Der Walter mit seiner jahrelangen Erfahrung ist natürlich eine Riesenunterstützung. Und die Zusammenarbeit klappt reibungslos." Natürlich habe er gut zu tun, wenn die Bude voll sei, aber der Stress halte sich in Grenzen und es überwiege eindeutig der Genuss beim Zuhören. "Und was ich tun muss, damit unsere Künstler sich hier wohlfühlen, weiß ich ziemlich genau. Schließlich war ich nicht nur einmal selber auf Tournee", sagt er.

Langer als professionellen Schauspieler beeindrucken vor allem die "herrlichen Geschichten, die manche Kabarettisten zu erzählen haben". Und die unglaubliche Vielfältigkeit, mit der sie dies tun. Haber, der die Künstler für das diesjährige Festival noch im Alleingang ausgewählt hat, hat vor allem die Reihe "Ösi Special" beeindruckt. "Bis auf einen hatten die wirklich alle ganz große Klasse. Mit diesem Special haben wir hier in Ingolstadt ein Alleinstellungsmerkmal, und auch in Österreich werden wir dadurch sehr gut wahrgenommen. Die Kabarettisten aus Wien oder Graz rennen uns quasi die Tür ein."

Sein ganz persönliches Highlight sei "Ohne Rolf" gewesen. "Deren Konzept war genial", schwärmt er. "Wenn die spielen, möchte man, dass es nie aufhört." Begeistert hätten ihn auch Andreas Rebers, der als Einziger in die riesige Lücke nach dem Abgang von Georg Schramm und Volker Pispers gesprungen sei, dann Horst Evers, Sebastian Pufpaff, Blözinger und Stefan Haider, der sein hinreißendes Programm "Free Jazz" genannt habe. "Mit so einem Titel kommt dir normalerweise kein Mensch. Und dann war er ausverkauft, und zwar völlig zu Recht."

Nachdem im Herbst 2016 ja doch eher eine depressive Grundstimmung vorgeherrscht habe, sei er sehr angenehm überrascht gewesen von der Akzeptanz des Festivals durch das Publikum. "Wenn die ersten vier, fünf Termine gut laufen, entsteht eine Sogwirkung auf den Rest des Programms. Genau so war es im Januar." Überraschend war, dass Donald Trump, an sich ja eine ideale Reizfigur für jeden Kabarettisten, doch recht selten thematisiert wurde. "Das kommt noch", meint Haber. "Kabarettisten kommentieren das, was war, und weniger das, was vermutlich noch kommen wird oder was wir befürchten. Im nächsten Jahr könnte es also schon ganz anders ausschauen."

Stichwort nächstes Jahr: "Das Programm für 2018 steht und ist bereits komplett gebucht", sagt Haber. Daran hat erstmals auch Johannes Langer mitgewirkt, auch an den Teilen, die in der Eventhalle oder im Theaterfestsaal über die Bühne gehen werden. Also zum Beispiel an den Auftritten von "Pelzig" alias Frank-Markus Barwasser oder von Urban Priol. "Es wird wieder ziemlich bunt werden", sagt er, "nur diese allseits bekannte Dumpfbacken-Comedy haben wir wie immer weggelassen. Die wollen wir ganz bewusst nicht. Die hat ihren Platz bei RTL 2, und da soll sie auch bleiben."