Ingolstadt
Junger Blues

Minni Marks und Krissy Matthews in Ingolstadt

20.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

Kraftvolle Arrangements: Minnie Marks in der Neuen Welt. - Foto: knb

Ingolstadt (DK) Das 27. Bluesfest Ingolstadt neigt sich so langsam dem Ende zu - und man könnte fast sagen: je später das Fest, desto jünger die Gäste. Und so haben in einem Doppelkonzert gleich zwei Ausnahmetalente mit 22 und 24 Jahren die Zuhörer in der Neuen Welt unter dem Motto "Acoustic Guitar Power Night" begeistert.

Den Anfang machte die Australierin Minnie Marks, eine wirklich herausragende Musikerin, Sängerin und Multi-Instrumentalistin. Hier hat sich eine wahre "One-Woman-Band" auf der Bühne eingefunden. Minnie Marks singt nicht nur voller Inbrunst ihre selbst geschriebenen Songs - sie begleitet diese virtuos mit der Akustik-Gitarre und diversen Effektgeräten und legt darunter auch noch den Beat. Dafür braucht sie keine Loop-Station, sondern lediglich ein Cajon, welches mit zwei Pedalen für Bassdrum- und Snaresound ausgestattet ist - fertig ist der Begleitgroove!

Minnie Marks erzählt auf angenehme Art und Weise die Entstehungsgeschichten ihrer Lieder, Textzeilen wie "I'm sleeping on the floor 'cause my bed is full of memories" oder die gesungene Liebeserklärung an ihre Gitarre in "Six String Wooden Friend" zeugen von der emotionalen Tiefe der jungen Musikerin. Dazwischen gibt es Nummern wie "Guitar On A Bicycle" oder "Voodoo And Honey", die mit einem kraftvollen Arrangement überzeugen.

Als zweiter Act des Abends lässt sich Krissy Matthews auf dem Stuhl im Zentrum der Bühne nieder - diese Spielposition bekommt allerdings seiner Performance nicht ganz so gut. Immerhin war der britisch-norwegische Ausnahme-Gitarrist schon dreimal in der Neuen Welt zu Gast, zuletzt mit seinem Power-Blues-Trio, welches dem Publikum regelrecht die Gehörgänge durchgeblasen hat. Nun bot er zum ersten Mal eine Solo-Performance mit der akustischen Gitarre dar. Diese spielt er neben der E-Gitarre zwar auch im Bandkontext, dort kommt es jedoch eindeutig besser rüber. Im Alleingang verliert sein Gitarrenspiel an Qualität, was von diversen Temposteigerungen nicht wettgemacht werden kann. Nicht umsonst spielt er lediglich zwei bis vier Solo-Gigs im Jahr. Immerhin punktet Matthews mit seinem besonderen Timbre in der Stimme. Seine selbst geschriebenen Songs wie "I Can't Get It Down On Paper", "Morning Train" oder "Heading South" gehen unter die Haut.

Und spätestens bei seinem Ausflug auf die Tischplatte kurz vor dem Ende des Konzerts verzeiht ihm das Publikum wohl gerne seine etwas langatmigen verbalen Ausschweifungen zwischen den Liedern. Leider gab es nur einen gemeinsamen Song zusammen mit Minnie Marks - da hätte bei einem Doppelkonzert mit zwei einzelnen Künstlern in dieser Liga vielleicht noch ein wenig mehr rausspringen können.