Ingolstadt
Heilige Blue Note

Jochen Malmsheimer in Ingolstadt

19.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:39 Uhr

Blues und Komik: Jochen Malms-heimer beherrscht den thematischen Spagat. - Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Das also kommt dabei heraus, wenn Jochen Malmsheimer, hauptberuflich wort- und stimmgewaltiger Kabarettist, sich dazu entschließt, sich mit dem Blues zu beschäftigen. Ein lustiger, ja, ausgelassener Abend zu einem Thema, das mit Kabarett erst einmal nichts zu tun hat, aber dennoch perfekt in die Eventhalle passt, weil es erstmalig eine Verbindung herstellt zwischen den Kabaretttagen und dem Bluesfest, den beiden Ingolstädter Kulturfestivals mit der größten überregionalen Außenwirkung.

Malmsheimer ist exakt der Richtige, den Spagat zwischen Blues und Komik zu wagen und letztendlich auch hinzukriegen. Der Mann, der früher eine eigene Band unterhielt und sie - wohl wissend, dass die andere Hälfte der Ödipus-Sage für Irritationen sorgen könnte, - "Vatermörder" nannte, liebt den Blues. Dennoch macht er sich über ihn lustig und nimmt ihn gleichzeitig ernst. Die Marotten des Genres, dessen gängige Klischees, all die Allgemeinplätze über den Blues sind sein Thema. Malmsheimers Vorgehensweise ist damit der des großen Loriot und dessen Umgang mit der von jenem ja ebenfalls hochgeschätzten Klassiker nicht unähnlich. In dem vorliegenden Fall freilich handelt es sich um eine Art Hörbild mit Musikbeispielen.

Ist der Komik-Faktor einer Thematik auch noch so gering, Malmsheimer findet ihn mit Sicherheit und amüsiert sich dabei selber köstlich. Er entlarvt zusammen mit dem Kollegen Peter Lengkeit den Chicago Blues als Musikform mit Wasser abweisenden Eigenschaften, stellt die Zusammenhänge her zwischen Zydeco und Art Deco, zwischen der Erfindung des Blues und der des Mähdreschers sowie zwischen Dixieland und Dixi-Klo. Und die sechsköpfige Groove & Snoop Bluesband spielt die passende Musik dazu, hat alle Stilrichtungen parat.

Kein Geld, keine Frau und kein Bier im Kühlschrank? - "Hervorragende Voraussetzungen für den Blues", sagt Malmsheimer. "Säßest du zusätzlich noch im Knast und wärest obendrein blind, wäre die Sache optimal." - So geht es in einem fort: "Bei rheinischer Karnevalsmusik plädiere ich für das komplette Weglassen sämtlicher Noten." "Ich liebe Frauen und ich liebe den Gesang. Am meisten liebe ich beide getrennt voneinander." Wenn sie gerade nicht dran sind, weil die Band spielt, sitzen die beiden Sprecher am Bühnenrand und schütten sich vor Lachen, das natürlich das Publikum ansteckt. Aber der schräge Untertitel des Programms hatte ja schon erahnen lassen, dass man an diesem Abend mit allem rechnen konnte, nur nicht mit Ernsthaftigkeit. "Rapunzel Jones und die Suche nach der heiligen Blue Note." - Wie nicht anders zu erwarten waren weder Mr. Jones noch das Objekt seiner Begierde je ein Thema. Gut zu wissen, dass Blues die Basis für eine dermaßen herrliche Gaudi sein kann.