Ingolstadt
Einfach gute Musik

Tito & Tarantula überzeugen mit erstklassigem Bluesrock

07.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:49 Uhr

Spielfreude, Frische und Humor zeichneten Tito Larriva, hier mit seiner Tochter Lolita, aus. - Foto: Weinretter

Ingolstadt (DK) Bühnenshow, Video-Leinwand, Pyrotechnik oder gar Schlangentanz? Nichts davon hatten Tito & Tarantula bei ihrem Auftritt am Donnerstag in der Ingolstädter Eventhalle im Angebot. War auch gar nicht nötig, denn die legendäre Band spielte erstklassigen Bluesrock - von samtweich bis scharfkantig.

Und das war, zusammen mit Tito Larrivas Anekdoten aus seinem reichen Leben, genug, um das Publikum in den Bann zu ziehen. Irgendwelche Mätzchen wären der familiären Atmosphäre - man könnte sogar von einem Wohnzimmer-Konzert sprechen - sowieso nicht zuträglich gewesen. Da passte sogar das gelegentliche Geklicke dazu, mit dem die Zuhörer mit ihren Getränken anstießen.

Die Bühne betraten Tito Larriva und seine Musiker also unaufgeregt, setzten sich, griffen nach ihren Instrumenten und der Bandleader kramte in seinen Erinnerungen. Zu jedem Stück hatte er die passende Geschichte parat - manche nicht unbedingt jugendfrei und vielleicht sind sie nicht alle genauso passiert. So ruhig und verschmitzt Tito Larriva wirkte - er hat es faustdick hinter den Ohren. Seine erste Rolle hatte der gebürtige Mexikaner in der "Pee-wee-Herman-Show" als jemand, der auf Schinken-Sandwiches steht. Bezeichnenderweise hieß er in der Show "Hammy". Inzwischen könne er sogar wieder Schinkenbrötchen essen, feixte er. Auch in seinen Schaffensprozess gab er Einblick: Einen Song habe er nach einem Albtraum in einem kalten - deutschen - Hotelzimmer geschrieben.

Seine Gitarre stamme ebenfalls aus Deutschland, um genau zu sein aus China, aber mit deutschem Design. Um der vollen Wahrheit Ehre angedeihen zu lassen: Es sei natürlich eine mexikanische Gitarre. Und dann zeigte Tito Larriva, was in dem Instrument steckt und was ein Künstler wie er für Klänge herauszaubern kann. Nachdem der rauschende Applaus abgeebbt war, deutete er triumphierend auf sein Instrument: "German guitar!"

Von der ursprünglichen Band ist nur noch der Frontmann selbst übrig. Bei der aktuellen Tour steht Marcus Praed am Bass, der mit sicherer Hand die Linie hält und die Akzente setzt. Allysa Martinez ist ein Multitalent; sie spielt Geige, bedient das Keyboard und ist für die Percussion zuständig - alles mit Freude und großem Können. Larrivas Tochter Lolita als Vierte im Bund sorgt unauffällig, aber geschickt, für melodische Dichte.

Tito & Tarantula präsentierten ihre Stücke frisch, lebendig und nicht etwa in Routine erstarrt. Kräftiger Rock mischte sich mit eher balladenhaft anmutenden Stücken. Den Höhepunkt bildete natürlich "After Dark" aus dem Film "From Dusk Till Dawn", das seine Wirkung auch ohne den berühmten Tanz von Salma Hayek entfaltete.

Standing Ovations waren der Lohn für ein 90-minütiges furioses Konzert; bei den Zugaben erwies sich Tito Larriva als exzellenter Solokünstler. Zuletzt stimmte er zusammen mit der Band eine Variation von "La Cucaracha" an, um schließlich aufs Original umzuschwenken und seinem mexikanischen Temperament freien Lauf zu lassen.