Ingolstadt
Außergewöhnlicher Klang

Neue Bach-Orgel im Ingolstädter Münster übertrifft alle Erwartungen

29.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:45 Uhr

Organist Franz Hauk präsentierte die neue Bach-Orgel im Münster. Das neue Instrument entfaltet sogar in der schwierigen Akustik der Kirche einen durchsichtigen Klang - Foto: Schaffer

Ingolstadt (DK) Die Akustik im Ingolstädter Liebfrauenmünster ist problematisch. Das weiß jeder, der bereits einmal ein Konzert dort mit der eigentlich hervorragenden Klais-Orgel gehört hat. Schnelle Laufbewegungen, mächtige Akkorde zerfließen in dem engen Kirchenraum immer wieder zu impressionistischem Brei.

Bei der ersten öffentlichen Präsentation der zweiten Orgel im Münster, der sogenannten Bach-Orgel, gab es wieder Klagen über die schlechte Akustik. Aber: Sie richtete sich keineswegs gegen das neue Instrument.

Oft kaum verständlich in der Raumakustik – zumindest im Chorraum – waren die zahlreichen Reden, die anlässlich dieser wirklich spektakulären ersten Vorführung der Bach-Orgel gehalten wurden. Denn das Instrument hält nicht nur die hohen Erwartungen, es übertrifft sie sogar.

Das wurde merkwürdigerweise gerade beim ersten Stück noch nicht so recht deutlich, das an diesem Abend oder – besser gesagt – das überhaupt zum ersten Mal in der Öffentlichkeit mit dieser Orgel erklang. In der Fantasia von Johann Sebastian Bach „Komm, Heiliger Geist, Herre Gott“ schienen die gebrochenen Akkorde über den tiefen Liegetönen des Basses ein wenig zu verschwimmen. Aber im weiteren Verlauf des Abends zeigte die Orgel, wie hervorragend sie an der Seitenwand des Liebfrauenmünsters positioniert ist.

Besonders die vier Schübler-Choräle von Bach offenbarten, wie gut das neue Instrument auf polyfone Stimmführung reagiert, wie hervorragend sich verschiedene Anschlagarten – Stakkato, Portato, Legato – in der Raumakustik voneinander abheben. Und die in Dresden von Kristian Wegscheider gebaute Orgel zeigte dabei ihre ganze Klangschönheit: die weich anschwellenden Laute des Gambenregisters genauso wie die Wärme der Flöten, die Macht der Trompeten und die Durchschlagskraft der tiefen Posaunen.

Insgesamt ist der Klang des Instruments durchsichtig, gelegentlich fast filigran und kammermusikalisch. Dennoch ist sie auch für grandiose, gewaltige Musik geeignet: Die Toccata d-Moll von Bach dröhnte mit erschütternder Intensität und grollenden Bässen durch das Münster.

Aber eigentlich ist die neue Orgel eine Art doppeltes Instrument. Neben den üblichen spätbarocken Registern ist das Brustwerk speziell für Renaissance-Musik und Frühbarock eingerichtet. Ungewöhnlich dabei ist, dass es im Gegensatz zur wohltemperierten übrigen Orgel mitteltönig gestimmt ist. Franz Hauk führte den verblüffend reinen Klang der Terzen vor und dann ein Stück des frühbarocken Meisters Jan Pieterszoon Sweelinck.

Um ihm dann als Kontrast das etwa 200 Jahre später entstandene Andante aus der A-Dur-Sonate von Mendelssohn gegenüberzustellen: Tatsächlich, auch Frühromantik klingt noch sehr authentisch.

Die neue Orgel ist zweifellos ein erheblicher Gewinn für das Ingolstädter Kulturleben. Sie ist so überzeugend, dass sie womöglich sogar der großen Klais-Orgel den Rang ablaufen wird. Leider nur – darauf verwiesen verschiedene Redner – ist sie bisher nicht vollständig finanziert. Noch fehlt ein hoher fünfstelliger Betrag. Man hofft auf Musik liebende Spender.

Weitere Informationen zur neuen Orgel und eine Kontonummer für Spenden stehen im Internet unter www.chororgel-ingolstadt.de