Ingolstadt
Auf den Spuren eines Genies

"Django Reinhardt Night" im Ingolstädter Audi-Forum

08.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:06 Uhr

Ingolstadt (DK) Gypsy- oder Sinti-Jazz, das sind Saitenklänge voll prickelnder Harmonie und zumeist schwindelig machenden schnellen Takten, ohne dabei aber Eile oder Hektik zu suggerieren. Der unvergessene Django Reinhardt hatte diese Spielweise nur mit Saiteninstrumenten im vergangenen Jahrhundert in Paris entwickelt und damit einen eigenen europäischen Jazzstil geschaffen.

Nicht umsonst haben die Macher der Jazzkonzertreihe im Audi-Forum das letzte Konzert eines Jahres seit Langem schon diesem unvergessenen Sinti-Musiker gewidmet.

Zwei Formationen stehen am Donnerstagabend in dieser "Django Reinhardt Night" auf der Bühne im Museum mobile. Hono Winterstein und seinen beiden Begleitern Adrien Moignard und Erémi Arranger am Bass gehört der erste Teil der Nacht. Er und der nachfolgende Geiger Timbo Mehrstein sind Musiker, die im aktuellen Kinofilm "Django - ein Leben für die Musik" ein Teil dieser sehenswerten Dokumentation sind. Das Audi-Programmkino zeigt ab 10. Dezember diese filmischen Skizzen über das Leben des genialen Gitarristen, wie Stephan Öri als Leiter des Audi-Forums in seiner Begrüßung informiert. Einen genussvollen Einblick in die bezaubernden Klänge aus dem Erbe von Django Reinhardt geben sie an diesem Abend aber bereits im Vorfeld.

Winterstein und seine beiden Musiker haben das Feeling dafür, um die Faszination dieses swing-inspirierten eigenen Genres spüren zu lassen, zu der Django Reinhardt den Weg bereitet hat. Winterstein begnügt sich mit dem Part des Begleitgitarristen. Die Melodieführung ist Sache von Adrien Moignard. Mit seiner wieselflinken Fingerfertigkeit über den Gitarrenhals zerstückelt er die Töne in funkelnde kleine Schnipsel und wirft sie ein ums andere Mal als schillernde Wolke ins Publikum. Mit der gleichen perlenden Dynamik und Saitenakrobatik fesseln Brady und Benji Winterstein an den Gitarren und Xavier Nick am Bass nach der Pause ihr Publikum. Sie sind Teil des Timbo- Mehrstein-Quartetts, und der Meister an der Violine überlässt den dreien für ihren Auftakt das Publikum. Mehrstein kommt erst nach dieser Ouvertüre auf die Bühne. Trotz der angenehmen Wärme im Saal und trotz der strahlenden Scheinwerfer zieht er den Wintermantel zu seinem Spiel nicht aus. Er schafft damit einen seltsamen Kontrast, denn die Klänge aus seiner Violine zerschmelzen vor innerer Wärme und laden zum Träumen und zu einer gedanklichen Bilderreise an die Lagerfeuer der Sinti-Familien ein.

Natürlich hat auch dieses Quartett einige Kompositionen von Django Reinhardt im Repertoire. Aber auch Eigenkompositionen der Franzosen fordern immer wieder den Applaus des Publikums heraus. Zum Finale treten beide Formationen gemeinsam auf die Bühne - auch das ist schon Tradition bei dieser "Django Reinhardt Nacht". Leider währt diese geballte Gypsy-Kompetenz aus sechs Saiteninstrumenten nur eine Komposition lang. Trotz aufbrausendem Applaus gehen die Musiker nach kurzem Gruß von der Bühne und lassen ihr Publikum mit fragenden Augen zurück.