Ingolstadt
An Vielfalt und Skurrilität kaum zu übertreffen

Der Kulturverein Kap 94 organisiert einen unterhaltsamen Kunstumzug quer durch die Ingolstädter Innenstadt

18.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr
Merkwürdige Gestalten, ungewöhnliche Requisiten: Der erste Kunstumzug "kunstvollZug" im März 2018 begeisterte das Publikum in Ingolstadt. −Foto: Cornelia Hammer

Ingolstadt (DK) "Mit Lust und Vorsatz kommunizieren wir. Unsere Narrative, unsere Gefühle, unsere Inhalte an alles und alle anderen. Und warum das Ganze? Seiner selbst willen. Kunst wandelt sich, Kunst verändert sich. Aber: Es ist Kunst!" Mit einem Lautsprecher in der einen und einem Steckenpferd in der anderen Hand lenkt der wild gestikulierende Künstler Marcel mit seiner theatralisch vorgetragenen Rede in der Ludwigstraße die Aufmerksamkeit auf sich. Unweigerlich fällt der Blick der Passanten auf die ihn umgebende bunte Menschenmasse, die ihren Redner anfeuert und hin und wieder zustimmend mit dem Kopf nickt.

Ob Menschen mit merkwürdigen Kopfbedeckungen, kostümierte Stelzengänger, Kinder mit bunt bemalten Pappfiguren oder selbst konstruierte Fahrradkutschen: Der Künstlerumzug ,,kunstvollZug" am Samstagabend ist an Vielfalt und Skurrilität kaum zu übertreffen.

Von der Haderbastei Ingolstadt ausgehend, die die erste Station der vom Kunst- und Kulturverein Kap 94 initiierten Veranstaltung bildet, setzen sich Künstler, engagierte Jugendliche und Kulturinteressierte Richtung Kap 94 in Bewegung, um einem Spektakel beizuwohnen, das für viele der Teilnehmer viel mehr als nur ein nachgeholter Faschingsumzug ist.

Tom Parthum, einer der vielen kreativen Köpfe hinter dem Projekt, erklärt: "Wir wollten zeigen, dass es in Ingolstadt auf jeden Fall eine Kulturszene gibt, die sich dafür starkmacht. Wir wollten mit so einem Umzug verdeutlichen, dass diese Szene hier in Ingolstadt nicht klein ist, weil es oftmals heißt, Ingolstadt hätte so etwas nicht." Dies ist den Organisatoren auch problemlos gelungen. In dem facettenreichen Programm der Veranstaltung spiegeln sich die unterschiedlichen Kultursparten wieder, deren Vertreter nicht nur mit ihren außergewöhnlichen Kostümen Aufsehen erregen. Das Ukulelenorchester und die Gesangseinlage einer Gruppe von Theaterschauspielern des Stadttheaters Ingolstadt stellen mit ihren sanften Tönen den ruhigen Gegenpol zu dem von Dramatik und Theatralik gekennzeichneten Auftritt der Stelzengänger dar, die mit einer eindrucksvollen Tanzeinlage das Publikum begeistern. Auch werden die Fußgänger in fremde kulturelle Welten entführt - mit einem von Schülern aufgeführten kurdischen Volkstanz und dem Auftritt der Band The Geisenfeld Highlanders, die in Kilts fröhliche Melodien schottischer Musik spielen.

Die Künstler stellen im Laufe des Abends ihr Können unter Beweis und erfreuen sich an der regen Teilnahme des Publikums, das gemeinsam mit dem "kunstvollZug" den eisigen Temperaturen trotzt. Auch Marcel, der mit einem zu einer Kutsche umfunktionierten Fahrrad mitzieht, ist begeistert vom Abend: ,,Ich finde es schön, dass hier versucht wird, was zu bewegen. Dass da eine Energie ist. Ich freue mich, wenn ich Leute antreffe, die sich gerne zeigen und mit anderen zusammenkommen."

Den krönenden Abschluss bilden die Auftritte der Liedermacher Gebrüder Mühlleitner aus Neumarkt und der Band "Einklang", die mit ihren musikalischen Darbietungen die Zuhörer in den Bann ziehen und den Abend ausklingen lassen.

Eine gelungene Veranstaltung? Auf jeden Fall. Auch in Zukunft sollte man dem Künstler Günther Merkel zufolge auf ein Prinzip setzen, das sich für den Künstlerumzug "kunstvollZug" zweifellos bewährt hat: "Die Geschlossenheit ist ein Muss, um etwas zu bewegen. Wenn Einzelgruppen miteinander konkurrieren, werden wir nicht viel erreichen."