Eichstätt
Leben in all seinen Facetten

Freude und Leid, Werden und Vergehen: Ausstellung von Rudolf Koller im Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt

18.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

Foto: DK

Eichstätt (DK) Heiter, nachdenklich, anrührend, lebensbejahend und den Gedanken der Vergänglichkeit integrierend. Christlich, theologisch, humanistisch und weltumspannend: Die Ausstellung von Rudolf Koller im Eichstätter Domschatz- und Diözesanmuseum bietet all diese Lesarten und Perspektiven.

Und womöglich noch viele mehr. In einer Retrospektive ist Kollers Schaffen im Dialog mit Werken aus der reichen Sammlung zu erleben, gleichermaßen kann die Kunst aus dem Bestand neu entdeckt werden.

Koller geht es um das Werden und Vergehen ebenso wie um die Freude und das Leid, die Schönheit und die Vergänglichkeit, um Schöpfung und Tod. Für alle Lebensphasen des Menschen findet der 1943 in Beratzhausen geborene Koller, der in München an der Kunstakademie Malerei und Bildhauerei und Kunsterziehung studierte und als Stipendiat in Italien und in New York lebte, eine große Bandbreite an künstlerischen Ausdrucksformen: Zeichnungen, Studien, Skizzen, Gemälde in verschiedenen Techniken sowie Plastik in Bronze und Modelle in Wachs und Gips.

Kollers Werke sind von enormer Ausdruckskraft, von hoher Emotionalität für den Moment oder die Situation, sei es bei den diversen Skizzen und Skulpturen der Kreuzigungsszenen oder der Torsi. Das Kreuz und der Gekreuzigte werden hier nicht nur - wie in der christlichen Tradition - zum Symbol der Auferstehung und des Ewigen Lebens, sondern auch zum Symbol für Folter und Mord. Realitätsnah und ergreifend in ihrer reduzierten Formensprache sind die Darstellungen alter Menschen. Gebeugte, müde, hinfällige Frauen. Auch hier zeigt sich die Stärke Kollers, die ganze Gefühlspalette und existenziellen Herausforderungen abzubilden: Schmerz, Krankheit, Innenblick, Einsamkeit, Abschied.

Mit teils schonungslosem Blick gibt Koller Tiere in ihrer Not wieder. Seine Zeichnungen aus dem Schlachthof sind Appell, Tieren ebenfalls mit Würde zu begegnen. Heiterer einige seiner Skulpturen von Mäusen oder Schafen.

Großen Raum nehmen in der thematisch geordneten Ausstellung - unter anderem (wunderbar expressive) Landschaften, (eindrückliche) Porträts, Ecce Homo, Alter, Vergänglichkeit - die Skulpturen der Mutter mit Kind ein. Im Dialog mit "Sitzende Madonna mit Kind" aus Flandern oder Mainfranken bilden diese Frauen mit ihren Kindern einen Kontrapunkt: selbstbewusst sitzen oder liegen die Schwangeren, gehen die Mütter mit ihrem Nachwuchs den ersten Schritt oder stillen sie in entspannter Haltung.

Rudolf Kollers Schau ist reich an Positionen, lenkt aber im Großen wie im Kleinen den Blick auf den Kreislauf und die wichtigen Fragen des Lebens.

Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt: bis 31. Oktober, Mittwoch bis Freitag von 10.30 bis 17 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertag von 10 bis 17 Uhr. Informationen auch unter www.dioezesanmuseum-eichstaett.de" class="more"%>.