Berlin
Alice Cooper denkt noch lange nicht an die Rocker-Rente

25.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:44 Uhr
ARCHIV - US-Rockstar Alice Cooper tritt am 23.06.2016 in Kopenhagen (Dänemark) auf. (zu dpa "Rockstar Alice Cooper: Gott und Bibel sind seine Begleiter" vom 25.07.2017) Foto: Mathias Loevgreen Bojesen/SCANPIX DENMARK/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ −Foto: Mathias Loevgreen Bojesen (Scanpix Denmark/dpa)

Berlin (dpa) Seit fünf Dekaden bereichert Alice Cooper die Welt des Rock'n'Roll. Seine Horror-Rock-Shows sind ungewöhnlich. Auch sein Glaube an Gott überrascht in einem Business, wo gerne der Teufel besungen wird. Jetzt bringt er sein neues Album „Paranormal“ raus.

Im verrückten Musik-Business gehört Alice Cooper sicherlich nicht zur Gattung normaler Rockstars. Der „Godfather of Shock Rock“ nimmt keine Drogen, trinkt keinen Alkohol, geht regelmäßig in die Kirche und ist seit 41 Jahren mit seiner Frau Sheryl verheiratet. Nach fünf Jahrzehnten im Rock'n'Roll-Zirkus offenbart der 69-Jährige keine Abnutzungserscheinungen und veröffentlicht am Freitag (28 Juli) ein neues Werk. „Paranormal“ ist bereits Coopers 27. Studio-Album.

An die Rocker-Rente denkt der äußerst vital wirkende Großvater von zwei Enkelkindern überhaupt nicht. „Ich bin fast 70 Jahre alt, doch besser in Form als viele jüngere Bands“, sagt Cooper im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur mit einem Lachen. Vielmehr denkt er bereits an kommende Aufgaben: „Ich glaube, ich habe noch nicht meine besten Songs geschrieben und meine beste Show gezeigt. Ich lebe nicht in der Vergangenheit, sondern denke immer daran, was als nächstes kommen kann.“ Eigentlich wollte der für seine legendären Horror-Shows mit Guillotine und Schlangen bekannte Komponist solcher Klassiker wie „School's out“ oder „Welcome to my Nightmare“ kein Konzeptalbum schreiben. Doch als er sich seine Arbeit noch einmal genauer zu Gemüte führte, stellte er fest: „Ich habe aus Versehen ein Konzeptalbum geschrieben. Jeder Charakter in den einzelnen Liedern hat ein paranormales Problem. Somit war klar, wie die Platte heißen wird: Paranormal.“

Auf der neuen Scheibe sind legendäre Gastmusiker wie Roger Glover (Deep Purple), Billy Gibbons (ZZ Top) und Drummer Larry Mullen Jr. (U2) zu hören. Außerdem holte er noch die drei original Alice-Cooper-Bandmitglieder Michael Bruce, Dennis Dunaway und Neal Smith für zwei Songs dazu. „Sie haben diesen speziellen Sound der 70er Jahre, den kein anderer nachspielen kann“, erklärt der Boss.

In den 70er Jahren begründete Alice Cooper, der bürgerlich Vincent Damon Furnier heißt, seinen legendären Ruf. In dieser Zeit entwickelte er aber auch eine massive Drogen- und Alkoholsucht. Anders als für frühere Bekannte wie Jim Morrison von den Doors oder Jimi Hendrix endete diese Phase für ihn nicht tödlich. Obwohl er kurz davor war. Die Rückbesinnung auf seinen christlichen Glauben half dem Sohn eines protestantischen Pastors aber auf wundersame Weise aus der Sucht. Von einem Tag auf den anderen. „Als ich aus dem Krankenhaus wieder rauskam, waren das Verlangen und die Gier nach Alkohol einfach verschwunden. Selbst der Arzt konnte es nicht fassen. Es war ein Wunder“, sagt Cooper, der laut eigener Aussage seit 35 Jahren keinen Schluck Alkohol mehr getrunken hat. Cooper bemüht sich seitdem, ein gottgefälliges Leben zu führen. „Ich gehe in keine Stripbars. Warum sollte ich? Ich habe eine tolle Frau“, sagt er. Und: „Ich bin bestimmt nicht Mister Holy Holy, doch ich versuche so zu leben, wie ich denke, dass es Gott gefallen würde.“

Mit seinen drei Kindern geht Cooper, wenn er nicht auf Tour ist, jeden Sonntag in die Kirche. Außerdem liest er jeden Tag nach dem Frühstück 20 Minuten in der Bibel. Coopers Tochter Calico bewegt sich ebenfalls im Musik-Geschäft. Sie ist die Sängerin der Metalband Beasto Blanco. Und der Nachwuchs drängt nach: Seine Enkelsöhne Falcon und Riot und rennen ums Haus und spielen gerne Luftgitarre. „Ich trainiere sie schon mal ein bisschen“, sagt er: „Das werden die nächsten Rockstars der Familie Cooper.“