Abschluss des Ingolstädter Kurzfilmfestivals - Viel Lob für "Balcony"

12.06.2016 | Stand 06.12.2018, 12:46 Uhr
"Balcony", der große Gewinner des Kurzfilmfestivals. −Foto: 20minmax

Ingolstadt (DK) Mit einer perfekten Mischung aus unterhaltsam und aufwühlend, aus heiter und bedrückend, aus künstlerisch ambitioniert und minimalistisch ist am Freitagabend das Ingolstädter Kurzfilmfestival 20minmax zu Ende gegangen. Die Macher setzten in diesem Jahr ganz besonders auf Klasse statt Masse und beschränkten sich – im Gegensatz zu den Jahren zuvor – beim Best-of-Abend im Ingolstädter Stadttheater auf nur fünf Kurzfilme.

Für Festival-Organisator Marcel Aigner-Spiesak war dies eine ganz bewusste Entscheidung. „Wir wollten diesmal ein ganz straffes Programm. Deshalb haben wir wirklich nur die allerbesten Filme gezeigt, damit man noch die Möglichkeit hat, sich mit den Filmemachern im Anschluss über deren Filme zu unterhalten.“

Und Gesprächsstoff gab es nach dem Abend reichlich: Mit diesem neu eingeführten Preis wurden heuer Filme aus dem süddeutschen Raum speziell prämiert und somit auch eine größere Regionalität in den Fokus des Festivals gerückt.Während die kleine Liebesgeschichte des Münchner Regisseurs das Publikum zum Schmunzeln brachte, spielte der Experimentalfilm „Collapsing Mass“ mit Spiegelungen und Perspektiven und schaffte es so, die Zuschauer an diesem lauen Sommerabend auf ungewöhnliche Weise zu erfrischen.

Im Kontrast zu den spritzigen Bildern stand „Balcony“ – der klare Gewinner an diesem Abend. Der britische Spielfilm holte den Zuschauer zurück in eine harte, unbarmherzige Realität, in der Ressentiments und Vorurteile die Denkweise der Menschen beherrschen. Der brisante, hochaktuelle Stoff wurde in zweifacher Hinsicht prämiert: Zum einen erhielt er den Hauptpreis als bester Kurzfilm des Festivals.

Zum anderen wurde auch die 20-jährige Hauptdarstellerin Charlotte Beaumont für ihr kompromissloses und vielschichtiges Spiel in der Rolle der Tina ausgezeichnet. Da der Regisseur Toby Fell Holden nicht vor Ort sein konnte, bedankte er sich per Videobotschaft für seine Auszeichnung: „Dass wir auf diese Weise Beachtung finden, zeigt, dass die Probleme mit Rassismus die Menschen in ganz Europa berühren– und nicht nur im Vereinigten Königreich.“

Weniger brutal, aber ähnlich berührend war der österreichische Spielfilm „Nelly“, der den Zuschauer mit verschränkten Sichtweisen und kühler Farbkorrektur – dem sogenannten Colour Grading – in eine surreale, ja fast märchenhafte Welt entführte. Erst in der letzten Einstellung offenbarte der Film seine schreckliche Wirklichkeit. Für diese große Filmkunst, verpackt in einem Kurzfilm, bekam „Nelly“ den Special Jurypreis.

Auch der Gewinner des Jugendpreises, der spanische Spielfilm „Hermanos“, wurde an diesem Abend noch einmal gezeigt – eine angenehme Auflockerung. In seinem Unterhaltungsgrad wurde er nur noch von dem französischen Spielfilm „On The Run“ übertroffen, der das Publikum im Saal mehrmals zu herzhaftem Lachen veranlasste. Für ihn gab es zwar keine Auszeichnung, jedoch eine lobende Erwähnung der Jury.

Nach einem abwechslungsreichen und kurzweiligen Filmabend traf man sich anschließend im Foyer zur After-Party. Zuvor verriet Organisator Aigner-Spiesak aber noch eine Neuerung für das kommende Jahr: „Da werden wir die Ingolstädter Filmtage veranstalten. Sie bestehen einerseits weiterhin aus dem Kurzfilmfestival 20minmax. Neu hinzukommt ein Schwarz-Weiß-Festival mit Kurzfilmen, die aber nicht auf 20 Minuten beschränkt sein müssen. Das gibt es weltweit scheinbar noch nirgendwo.“ Die Ingolstädter Cineasten dürfen also gespannt auf das nächste Festival-Jahr blicken.

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