Abenberg
Feen im Zauberwald

Die "Blackmore’s Night" auf dem Anger der Burg Abenberg ist eine grandiose Bühnenshow

05.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:18 Uhr

Candice Night steht akustisch wie auch optisch im Mittelpunkt der Bühnenshow - Foto: Buckl

Abenberg (DK) Sollte das Publikum tatsächlich zumindest Zugaben aus der Historie des Hardrock erwartet und sich heimlich auf die rockigen Riffs von „Woman From Tokyo“, „Smoke On The Water“ oder „Black Night“ gefreut haben, dann hätten die rund 1200 Besucher auf der Burg dies gut verborgen: Doch auch mit seiner Bühnenformation „Blackmore’s Night“, die es immerhin seit 1997 gibt, gelingt es Alt-Gitarren-Hero Ritchie Blackmore, Begeisterung vor der Bühne zu entfachen.

Zum Auftakt seiner Deutschland-Tournee gastierte er am Mittwochabend mit der Band auf dem Anger der Burg Abenberg im Landkreis Roth.

\tEtwas befremdlich wirkte als Aufheizer das Spaßvogel-Duo „Pampatut“ der beiden „Spielleute“ Holger Hoffmann und „Max von Gluchowe“, die mit historischen Instrumenten als eine Art Hofnarren auftraten und für platte Gags satte Lacher ernteten. Erst um 21.30 Uhr kam „Blackmore’s Night“ auf die Bühne – offenbar begleitet von einem Fan-Club: Die vorderen Besucherreihen bestanden überwiegend aus Zuhörern in historischen Gewändern, die sich immer wieder harmonisch synchron zum Schunkeln, Klatschen und Tanzen erhoben.

\tDer Stil dieser Formation wird mit dem oft zu hörenden Etikett „Renaissance-Musik“ nur unzulänglich beschrieben: Denn akustische Instrumentierung und E-Sound halten sich durchaus die Waage, neben melodiöse und besinnliche Partien treten schallend scheppernde Schlagzeug-Soli, von Stroboskop-Effekten untermalt, und ab und zu lässt Blackmore eine leichte Ahnung davon aufblitzen, welche Rolle ihm einst bei Rainbow und Deep Purple zukam, wenn er seine typisch blubbernden Soli auf der E-Gitarre zelebriert – um schon im nächsten Song wieder Gitarrenmusik nach klassischer Schule zu präsentieren.

Neben Blackmore (der gelegentlich auch zu Mandoline und Drehleier greift) und Sängerin Candice Night gehören der Keyboarder David Baranowski, Drummer Malcolm Dick, die Geigerin „The Scarlett Fiddler“ und Bassist Mike Clemente zur Band; für die aktuelle Tournee wurde noch US-Backgroundsängerin Kelly De Winter angeheuert. Die Bühne präsentiert sich als Zauberwald aus der Feenwelt, verstärkt durch Projektionen, die wandernde Gestirne, wabernde Nebel oder wuchernden Wald zeigen. Dazu erklingen Songs aus dem seit 15 Jahren angewachsenen Repertoire der Band. Und mit David Coverdales „Soldier of Fortune“ trifft man dann doch noch auf Repertoire von Deep Purple in neuer Interpretation.

\tZusammengehalten wird der Sound vom melodiösen Gesang von Candice Night, der an den modernen Folk, gelegentlich fast an Joan Baez erinnert. Ob das Konzert freilich Blackmores kürzlich geäußerter Intention entsprach, „dass wir die Jugend mit unserer Musik vom HipHop-Virus befreien können“, ist eher fraglich: Die Mehrheit der Besucher gehörte deutlich zur Altersgruppe „50 + X“.