Ein Hauch von Nostalgie

03.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:13 Uhr

München (DK) So ein Jubiläum ist gut fürs Geschäft. Klar, dass sich die Wiesn-Wirte heuer besonders auf ein rauschhaftes Oktoberfest mit mehr als sechs Millionen Besuchern freuen. Denn zum zweiten Mal binnen drei Jahren stehen besondere Festtage an. 2008 feierte die Wiesn ihr 175. Jubiläum, 2010 nun ihren 200. Geburtstag. Das Oktoberfest war während der beiden Weltkriege und in der Inflationszeit der späten 1920er Jahre ausgefallen.

Das größte Volksfest der Welt geht zurück auf die Hochzeit von Kronprinz Ludwig von Bayern und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen am 12. Oktober 1810. Daran will die Stadt heuer mit der "Zeltstadt Nostalgie" (Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl) erinnern. Seit einem guten Jahr bereitet sich ein Komitee unter der Leitung von Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) auf das Jubiläum vor. Gestern hat der Stadtrat das Festprogramm mit großer Mehrheit abgesegnet.
 

Mit Pferderennbahn

Demnach wird auf dem südlichen Teil der Theresienwiese ein historischer Festplatz eingerichtet, dort also, wo alle vier Jahre das Zentrale Landwirtschaftsfest stattfindet. Auf einer Fläche von 80 mal 95 Metern wird hier eine große Pferderennbahn mit einer überdachten Tribüne und einer Aussichtsterrasse aufgebaut. 1810 nämlich fand die königliche Hochzeit ihren krönenden Abschluss in einem Pferderennen vor den Toren Münchens.

Am 17. September, einen Tag vor dem regulären Beginn der Wiesn, soll es einen historischen Festzug geben, im Anschluss daran ein erstes Rennen. Damit die Besucher nicht auf dem Trocknen sitzen, darf auf der Historienfeier schon vor dem offiziellen Anstich Bier gezapft werden. Bis zum Ende des Oktoberfests werden die Pferde jeden Tag zwei Mal in der Arena um den Sieg kämpfen, jeweils um 12 und um 17 Uhr. Das historische Festgelände soll von 10 bis 20 Uhr seine Pforten öffnen. Der Eintritt kostet vier Euro, Kinder bis 14 Jahre zahlen nichts.

Im Rahmenprogramm treten unter anderem alte Kutschen, Trachten- und Volkstanzgruppen, Musikkapellen, Gebirgsschützen-Kompanien, Goaslschnalzer und Schuhplattler auf. In Kooperation mit dem Tierpark Hellabrunn soll es hier auch einen Streichelzoo geben. Zudem plant die Stadt die Einrichtung eines historischen Festzeltes für 3500 Personen mit Tanzboden und zwei Musikpodien. Ferner sollen ein Museumszelt mit historischen Fahrgeschäften und ein Theaterzelt "Junge Wiesn" als Bühne für aktuelle Musik-, Theater-, Tanz- und Literaturaufführen aufgebaut werden.

Die Stadt rechnet mit 300 000 zahlenden Besuchern. Sie sollen ihren Teil dazu beitragen, die auf 3,8 Millionen Euro geschätzten Kosten zu tragen. 1,5 Millionen Euro spenden die Wiesn-Wirte und Brauereien.

Lange Zeit haben die Stadträte über einen zusätzlichen, 17. Wiesn-Tag gestritten. Das hatte der SPD-Wiesnstadtrat Helmut Schmid gefordert. Nun steht fest: Das Oktoberfest wird nicht nur früher starten, sondern auch um einen Tag verlängert. Der Montag, 4. Oktober, soll vor allem den Einheimischen zugute kommen. Ob aus dem Zusatz-Tag ein zusätzlicher Familientag wird, wie sich das die Christsozialen erhoffen, ist noch unklar. Die Münchner Schausteller wollten dem Vorschlag nicht zustimmen – es sei denn, die Schulen würden am 4. Oktober bereits um 12 Uhr alle Kinder nach Hause, pardon, auf die Wiesn schicken. Das Kultusministerium hat dem jedoch eine Absage erteilt.

Vorsorglich beschlossen die Stadträte gestern eine Ausnahmeregelung in Sachen Rauchen: Auch wenn der Volksentscheid für ein striktes Rauchverbot im Sommer erfolgreich ist, wird das Qualmen in den Zelten zum Jubiläum straffrei bleiben. Denn sonst wären turbulente Szenen vorprogrammiert, argumentiert das städtische Kreisverwaltungsreferat. Anders als in Gaststätten können Besucher die Zelte nicht einfach verlassen – denn sie kommen bei dem Massenansturm nicht mehr an ihren Platz.

Polizei wartet ab

Unklar ist hingegen, inwieweit das Oktoberfest heuer wieder zur Hochsicherheitszone wird. Wegen einer Terrordrohung hatte die Polizei im vergangenen Jahr einen massiven Absperr-Ring in der zweiten Woche aufgebaut. "Es ist davon auszugehen, dass ähnliche Maßnahmen wie im vergangenen Jahr getroffen werden, wenn eine ähnliche Situation vorliegt", hatte Polizeisprecher Wolfgang Wenger bereits im Januar angekündigt.