Ratzenhofen
Deutschland ist "Hopfenweltmeister"

28.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Unter den kritischen Blicken der Begleiter packten sie beim Einhängen der Hopfenreben kräftig mit an: Jakob Opperer, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (von links) und Walter Heidl, Vorsitzender des Bayerischen Bauernverbandes - Foto: Zurek

Ratzenhofen (DK) Deutschland ist mit einem Ertrag von 35 390 Tonnen heuer nach einer schlechten Vorjahresernte endlich wieder „Hopfenweltmeister“ – das zumindest lassen die offiziellen Schätzungen hoffen. Auf diese Nachricht stießen die rund 170 Teilnehmer der Hopfenrundfahrt gestern gerne an.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung, die mit einem Pressegespräch im Biergarten Ratzenhofen eingeläutet wurde, hatten die Organisatoren vom Verband Deutscher Hopfenpflanzer eine schlechte Nachricht zu verkünden: Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) ließ sich kurzfristig wegen einer Knieverletzung entschuldigen. Als Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft erwies sich Jakob Opperer in Vertretung des Politikers als durchaus „ministrabel“, wie es Johann Pichlmaier, Präsident des gastgebenden Verbandes, scherzhaft formulierte.

Der so Gelobte hob angesichts der Ernteergebnisse hervor, dass die Pflanzer „gut auf den Markt reagiert haben“, in dem sie allein in der Hallertau im vergangenen Jahr 381 Hektar Flächen neu aufgelegt haben. Das Wetter habe mit ausreichend Wärme und Feuchtigkeit in den entscheidenden Monaten Juli und August ein Übriges für gute Erträge getan, so Opperer, der sich zudem über die „gute Preisentwicklung“ freute.

Für 85 Prozent der Ernte bestehen Vorverträge, dennoch seien „erfreuliche Freihopfenpreise“ zu erwarten, so Johann Pichlmaier, der in dieser „seltenen Konstellation“ ein eher positives Signal für die Zukunft sah. Der Bedarf an Hopfen nehme weltweit zu – nicht zuletzt dank des „enormen Wachstums“ im Bereich der Biere mit starker Hopfung, wie sie unter anderem von der Craft-Brewer-Bewegung in den USA ausgehe.

Man dürfe ersten „vorsichtigen Trendmeldungen“ zufolge auch inhaltlich eine durchschnittlich bis gute Ernte erwarten, vermeldete Heinz-Jürgen Cooberg als Vorsitzender des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbandes. Er mahnte jedoch angesichts der Nachfrage an Special Flavor Hopfen, nicht die traditionellen Hopfensorten zu vernachlässigen. Wie schon seine Vorredner hob er die Bedeutung der Hopfenforschung in Hüll bei Wolnzach hervor. Dort informierten sich die Teilnehmer, unter denen sich neben Politikern wie FW-Chef Hubert Aiwanger, Vertreter von Pflanzerverbänden, Vermarktern und Brauereien sogar aus Japan befanden, über jüngste Errungenschaften in der Zucht resistenter, agronomisch wertvoller und aromareicher Sorten. Zu den vier bereits erfolgreich vermarkteten Hüller Special Flavor Hopfen sollen, so war zu erfahren, bald zwei neue, fruchtige Sorten hinzu kommen. Als Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für Hopfenforschung (GfH) wies Michael Müller auf Investitionen in Höhe von 100 000 Euro für modernste Analysegeräte zur Bestimmung von Aromastoffen hin. Neu sei auch der großflächige Versuchsanbau in Zusammenarbeit mit der GfH.

Noch komme man bei der Herstellung von Premiumprodukten um chemische Hilfen „nicht herum“, sagte Clemens Neumann vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Pflanzenschutz sei aber „kein Teufelszeug, sondern Handwerkszeug“, betonte Otmar Weingarten. Als Vorsitzender des Verbandes der Hallertauer Hopfenpflanzer zeigte er wenig Verständnis dafür, dass das Umweltbundesamt angesichts strenger EU-Vorschriften hier „unnötig noch eins draufsattelt“. Aus seiner Sicht komme hier den im Rahmen eines nationalen Aktionsplans ausgewiesenen Demonstrationsbetrieben – fünf von ihnen in der Hallertau – eine wichtige Bedeutung im Sinne von mehr Transparenz zu. Einen Blick in seinen Familienbetrieb erlaubte später Georg Zierer den Besuchern.