Nürnberg
"Der Markus war schon immer ehrgeizig"

Söder tritt in Nürnberg auf und wird hinsichtlich der Seehofer-Entscheidung von den Besuchern genau beobachtet

23.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:15 Uhr

Nürnberg (DK) Wenn der bayerische Finanzminister wie am Samstag auf dem Frühlingsfest in Nürnberg auftritt, schaltet er in den "Södermodus". Und der heißt Vollgas. Auch wenn ihm Horst Seehofer die Ministerpräsidententour vorerst wohl vermasseln wird.

Gut gelaunt betritt Markus Söder das Festzelt. Dabei müsste er eigentlich sauer sein. Denn heute will Seehofer bekannt geben, dass er sich noch immer selbst als den besten aller potenzieller Nachfolgekandidaten betrachtet und sich erneut zum neuen und alten Ministerpräsidenten ausrufen will. Im CSU-internen Dauerwahlkampf schien Söder in den Augen vieler Beobachter lange die Nase vorn zu haben.

Söder lässt sich von dem Rückschlag nichts anmerken. Strahlend blickt er sich im Festzelt um. Gleich soll Söder auf dem Podium mit Kollegen über Gott und die Welt diskutieren. Natascha Kohnen, die designierte Spitzenkandidatin der Sozialdemokraten bei den kommenden Landtagswahlen, begrüßt Söder kurz, aber herzlich. Derweil lästert der Finanzminister mit Parteifreunden über die "Kindergarten-SPD", weil einige Besucher mit "Martin Schulz"-Anstecker ins schmucke "Hax'n Liebermann"-Festzelt gekommen sind. Im Hintergrund drehen sich die Hendl am Spieß.

Auf den Bierbänken gibt es dagegen nur ein Thema: Söder. "Das wird sein Ego schon aushalten, dass Seehofer ihn noch mal ausgebremst hat", sagt eine Banknachbarin. "Der Markus war schon immer ehrgeizig", sagt eine andere, die den ungekrönten "CSU-Kronprinzen" schon vor über 30 Jahren in seinem Heimatstadtteil Schweinau erlebt hat. Sogar in der Schule sei Söder "ein Streber" gewesen, sagt sie in einer Mischung aus Amüsement und Bewunderung.

Derweil hat Söder das Kinn müde auf die rechte Hand gestützt, während FDP-Spitzenkandidat Daniel Föst über "Freiheit" spricht. Dann schwärmt Kohnen von Martin Schulz und dem Gefühl, das er mitbringt und das gefehlt hat in der SPD. Der Beifall ist höflich.

Söder ist da wohl längst schon gedämmert, dass Kohnen keine Rivalin im Wahlkampf gewesen wäre. Später sagt er abseits der Bühne: "Die geringste Herausforderung war in Bayern immer die SPD. Die größte Opposition für die CSU ist die CSU selber." Dass Söder derzeit derjenige ist, der diese Tatsache am härtesten am eigenen Leib zu spüren bekommt, sagt er nicht. Stattdessen schluckt er den Ärger herunter und schaltet in den "Södermodus", der immer Vollgas heißt und schwer nach Wahlkampf klingt.

"Wir helfen anderen gern, aber wir dürfen darüber die einheimische Bevölkerung in Deutschland nicht vergessen", sagt Söder beispielsweise zur Flüchtlingskrise und das Festzelt jubelt und klatscht. Die Konkurrenz auf dem Podium schaut etwas bedröppelt drein. Wenn man die Bürger im eigenen Land aufgrund falsch verstandener Toleranz möglicherweise aufs Spiel setze, dann könne das nicht der richtige Weg sein. Für Söder ist klar: "Jeder, der bei uns lebt, hat sich unseren Sitten und Gebräuchen anzupassen, und nicht umgekehrt", sagt Söder und das Festzelt klatscht. Dagegen kommen die anderen Kandidaten der Opposition nicht an. Nur Seehofer scheint derzeit noch eine Nummer zu groß zu sein. Söder wird wohl lernen müssen zu warten.