München
Wenig Begeisterung in der CSU

Partei reagiert zurückhaltend auf Christine Haderthauers Comebackpläne Erwin Huber spricht von Fehlinterpretation

28.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

München (DK) Die Ingolstädter CSU-Politikerin und frühere Staatskanzleichefin Christine Haderthauer will nach der Modellbau-Affäre "mit der zweiten Luft durchstarten". In der Landtags-CSU löst diese Ankündigung nicht gerade Euphorie aus.

Ihre Rückkehr hat Haderthauer schon vor einiger Zeit eingeleitet. Nach dem weitgehenden Rückzug aus der Öffentlichkeit infolge der Modellbau-Affäre im September 2014 lässt sie sich nun wieder öfter blicken. Im Landtagsplenum sitzt sie zwar nicht mehr auf der Regierungsbank, sondern meist in einer der mittleren Reihen unter den CSU-Abgeordneten. Den Draht an die Spitze der Macht pflegt sie aber offenbar immer noch intensiv.

So ließ sich in der vergangenen Woche Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zu einem ausführlichen Gespräch auf dem Abgeordnetensitz neben seiner tief gefallenen Ex-Staatskanzleichefin nieder. Ob Haderthauer den Regierungschef bei dieser Unterhaltung darauf vorbereitete, was am kommenden Tag in der Zeitung stehen würde, ist nicht überliefert. Denn Haderthauer kündigte in der vergangenen Woche an, auch in der kommenden Legislaturperiode in der Landespolitik mitmischen zu wollen. "Ich wünsche mir, dass man mir die Chance gibt, mit der zweiten Luft durchzustarten", sagte sie unserer Zeitung - ohne freilich zu definieren, wie weit ihre Ambitionen gehen: einfache Abgeordnete, Führungsfigur in der Fraktion oder gar die Rückkehr ins Kabinett? Die Bandbreite der Möglichkeiten ist groß.

Ihr Ausspruch jedenfalls ist nicht nur im eigenen CSU-Kreisverband aufmerksam registriert worden, sondern auch deutlich über die Ingolstädter Stadtgrenzen hinaus auf Interesse gestoßen. Und längst nicht alle in der Landtags-CSU sind begeistert vom Vorstoß Haderthauers. Zu früh, zu offensiv, zu wenig Reue, sagen Abgeordnete, die aber sogleich Haderthauers politische Fähigkeiten und ihr Durchsetzungsvermögen betonen. Politisches Talent Top, Timing Flop, so der Tenor.

Die meisten in der CSU aber wollen sich zur Causa Haderthauer überhaupt nicht äußern. In der Fraktion sei über das Thema nicht gesprochen worden, erklärt Fraktionschef Thomas Kreuzer.

Ministerpräsident Seehofer rief seine Parteifreundin Anfang der Woche via Medien zur Geduld auf. Nun macht er deutlich: "Ich sage noch einmal, dass die Christine Haderthauer von mir sehr geschätzt wird. Da hat sich überhaupt nichts durch die letzte Zeit verändert." Derzeit seien für die CSU aber andere Dinge wie die Konzentration auf Sachthemen deutlich wichtiger als solche Personaldebatten.

Die Grünen lassen nach der Modellbau-Affäre dagegen kein gutes Haar an der früheren CSU-Hoffnungsträgerin und ihren Zukunftsplänen. "Dass sie sich mit einem Platz in der zweiten Reihe nie zufriedengeben wird, war mir klar", sagt Fraktionschef Ludwig Hartmann. Haderthauer fehle für die Rückkehr in ein Ministeramt aber die charakterliche Eignung. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion Markus Rinderspacher zeigt sich etwas zurückhaltender. "Wir mischen uns in die innerparteilichen Streitigkeiten der CSU nicht ein", betont er. Den andauernden Zwist verfolgten die Sozialdemokraten aber mit großem Interesse.

Sehr verhalten äußern sich die Freien Wähler, die in den vergangenen Monaten selbst intensive Personaldebatten aufgrund mehrerer Affären ertragen mussten. "Das hat die CSU und letztlich der Wähler zu entscheiden", sagt Fraktionschef Hubert Aiwanger über ein Comeback Haderthauers. Er wolle jedenfalls nicht den Stab über ihr brechen.

Öffentlich zur Seite springt Haderthauer in der CSU in München nur einer. Erwin Huber glaubt, dass ihre Äußerungen fehl- und überinterpretiert wurden und sie nicht ins Kabinett zurückstrebe. "Ich bin überrascht, dass das Wellen über Ingolstadt hinaus geschlagen hat", sagt der frühere Parteichef, der Haderthauer 2007 zur CSU-Generalsekretärin gemacht hatte. Es gelte nun mit Gelassenheit die zweite Hälfte der Legislatur abzuwarten, in der sie ihr Mandat für Ingolstadt sicher gut wahrnehmen werde. Zugleich lobte der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses die Abgeordnetentätigkeit Haderthauers. Seit diese nach ihrem Rücktritt in den Ausschuss gekommen sei, habe sie die dortige Arbeit sehr bereichert. "Sie ist wie immer sehr ideenreich", sagt Huber.

In welcher Funktion Haderthauer ihre Ideen künftig einbringen wird, muss sich noch zeigen.