München
Ohne Glanz und Gloria

08.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:53 Uhr

Napoleon auf der Flucht: Dieses Ölgemälde des Malers Otto von Faber du Fauraus dem Jahr 1869 wird Teil der kommenden Landesausstellung sein. Es nimmt Bezug auf den Russlandfeldzug Napoleons im Jahr 1812. An diesem gescheiterten Unternehmen nahmen auch etwa 30 000 Bayern teil, von denen nur wenige überlebten und in die Heimat zurückkehrten - Foto: Bayerisches Armeemuseum

München/Ingolstadt (DK) Um „Napoleon und Bayern“ geht es in der Landesausstellung, die am 30. April in Ingolstadt eröffnet wird. Gestern stellte das Haus der Bayerischen Geschichte das Projekt in München vor.

Lorenz Alois Gerhauser musste viel erdulden in jener Zeit vor gut 200 Jahren. Ständig zogen bei dem Wirt und Brauer aus Aichach zu Beginn des 19. Jahrhunderts französische Soldaten vorbei. Die Gegend war eine Durchgangsstation für das Heer Napoleons auf dem Weg in die Schlachten der Zeit. Zehntausende müssen es gewesen sein – und ähnlich viele Pferde. Gerhauser musste sie mit Essen, Bier und Pferdefutter versorgen. Es muss ihn ein Vermögen gekostet haben.

Lorenz Alois Gerhauser ist einer von vielen Menschen, die in der Landesausstellung „Napoleon und Bayern“ eine Rolle spielen. Sie findet vom 30. April bis zum 31. Oktober 2015 im Neuen Schloss in Ingolstadt statt. Dort ist eigentlich das Bayerische Armeemuseum untergebracht. Dessen Ausstellung ist nun vorübergehend größtenteils abgebaut.

Die Landesausstellung zur napoleonischen Zeit ist das Highlight des Hauses der Bayerischen Geschichte im kommenden Jahr. Sie findet zum 200-jährigen Jubiläum ihres Endes statt und beschäftigt sich mit der Periode von 1800 bis 1815. Dabei soll bewusst das Schicksal von Einzelpersonen beleuchtet werden. „Glanz- und Gloria-Ausstellungen“ über Napoleon habe es schon viele gegeben, sagt Richard Loibl, Direktor des Instituts. Mit der Ausstellung wolle man nun „hinter die Kulissen“ schauen. „Uns interessiert die Frage: Was bedeutete die napoleonische Zeit für die einfache Bevölkerung in Bayern“, sagt Loibl.

Für die bayerische Bevölkerung war die napoleonische Zeit zwiespältig. Einerseits brachte das Bündnis mit dem französischen Herrscher Fortschritte – etwa ein vergrößertes, zusammenhängendes Territorium und die erste liberale und fortschrittliche Verfassung. Andererseits setzten die vielen Kriege dem Land auch zu. Allein in Russland starben 30 000 bayerische Soldaten. Wirtschaftlich wurde Bayern arg geschröpft. Für die vielen Fortschritte im Ganzen mussten viele Bürger schwer leiden.

Neben dem Schicksal Lorenz Alois Gerhausers wird zum Beispiel auch das einer Frau geschildert, die sowohl von einem österreichischen als auch von einem französischen Soldaten vergewaltigt wurde. Zudem soll das Leben eines jungen Rekruten nachvollzogen werden. In den Räumen des Neuen Schlosses soll die Schlacht bei Eggmühl (Oberpfalz) für die Besucher anschaulich gemacht werden. Ein Mann soll von Kopf bis Fuß wie ein damaliger Unteroffizier ausgestattet werden.

Mehr als 300 Exponate wollen die Organisatoren präsentieren. Knapp ein Drittel davon gehört dem Ingolstädter Armeemuseum, aber auch aus dem Ausland werden etliche historische Stücke nach Ingolstadt gebracht – zum Beispiel aus Frankreich, Russland und aus Schweden. Auch die Besucher sollen die Möglichkeit haben, eigene Informationen aus der napoleonischen Zeit beizusteuern.

Neben der Ausstellung in Ingolstadt hat das Haus der Bayerischen Geschichte im kommenden Jahr einen weiteren Höhepunkt zu bieten. In Regensburg wird der Grundstein für das Museum der Bayerischen Geschichte gelegt. Die archäologischen Arbeiten am künftigen Standort sind weitgehend beendet. „Voraussichtlich Mitte nächsten Jahres wird dann die Grundsteinlegung stattfinden“, sagt Loibl. Ein Planungsbüro aus Frankfurt ist mit dem Museumsbau beauftragt. Für die Dauerausstellung stehen 2500 Quadratmeter zur Verfügung. Derzeit verhandelt das Haus der Bayerischen Geschichte noch mit möglichen Partnern über Exponate für die Ausstellung. Aber auch Bürger haben schon um die 1000 Ausstellungsstücke zur Verfügung gestellt. 2018 soll das Museum eröffnet werden.

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