München
Lieber länger im Kindergarten

12.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:57 Uhr

München (DK) In Bayern werden immer mehr Mädchen und Buben ein Jahr später eingeschult. Inzwischen ist das bei mehr als jedem zehnten Kind der Fall. Diese Zahlen gehen aus einem Bericht des Bayerischen Rundfunks hervor, den das Landesamt für Statistik gestern gegenüber unserer Zeitung bestätigt hat.

12 739 schulpflichtige Kinder wurden im Jahr 2012 zurückgestellt, das sind 10,7 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren es 12 158 (10,1 Prozent), ein Jahr davor 11 183 (9,4 Prozent). Besonders deutlich wird der Anstieg, wenn man einen Vergleich zum Jahr 2004 anstellt. Damals ließen bayerische Eltern ihre Kinder nur in 3,6 Prozent der Fälle ein Jahr später einschulen. Im vergangenen Jahrzehnt sind die Zahlen stetig angestiegen.

Bei der Einschätzung dieser Entwicklung gehen die Meinungen auseinander. Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), sieht die Zahlen als schlechtes Zeichen für die bayerische Bildungslandschaft. Er befürchtet, dass bei den Eltern das Vertrauen fehlt. Seine Lösung: Die Grundschulen sollten künftig mit mehr Lehrern ausgestattet werden.

Bildungsminister Ludwig Spaenle (CSU) kommt mit Blick auf die Zahlen zu einem anderen Schluss. Seiner Wahrnehmung nach setzen sich die Verantwortlichen inzwischen intensiver mit der Entwicklung jedes einzelnen Kindes auseinander.

Die rechtliche Regelung ist folgendermaßen: Ein Kind, das am 30. September mindestens sechs Jahre alt ist, kann für ein weiteres Jahr den Kindergarten besuchen. Laut Gesetz soll dies dann geschehen, wenn Eltern, Kindergärten und Schule zu der Einschätzung kommen, dass erst ein Jahr später ein erfolgreicher Start in die Schullaufbahn möglich ist. Ein Beispiel sind sprachliche Defizite. Die Zurückstellung gilt nur für ein Jahr und ist kein zweites Mal möglich. Die Schulpflicht erlischt für diese zwölf Monate.

Spitzenreiter unter den bayerischen Regierungsbezirken war 2012 übrigens Oberfranken, was die Zurückstellung schulpflichtiger Kinder betrifft. Dort haben 11,7 Prozent der Eltern ihre Kinder später eingeschult. Die wenigsten Zurückstellungen gab es dagegen in Mittelfranken, dort waren es 9,8 Prozent.