München
"Diese Kügelchen taugen nur zum Kaffeesüßen"

30.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:37 Uhr

München (DK) Sie halten nichts von Wahrsagern oder Esoterik-Kursen: Die Mitglieder der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP). Bei ihrer diesjährigen Konferenz in München nahmen sie sich vor allem die Homöopathie zur Brust.

Es beginnt mit einem Spiel. Am Eingang zur Münchner Freiheizhalle teilen zwei ältere Herren eifrig Zettel aus. „Homöopathie Bullshit-Bingo“ steht darauf – und die Spielregeln sind einfach: Bei Diskussionen mit Homöopathie-Befürwortern solle man auf altbekannte „Argumente“ warten und diese dann auf einer Liste anstreichen. Wer als erster eine Reihe voll hat, soll laut „Bingo“ rufen. Auf der Liste stehen Sätze wie „Stimuliert die Selbstheilungskräfte“ oder „Ganzheitliche Heilmethode“. Das Spiel macht klar: Hier hält man nichts von Homöopathie. Auf den Tischen liegen Aufkleber mit der Aufschrift „Sie glauben jeden Scheiß? Wir können Ihnen helfen!“

Skeptiker nennen sich die Mitglieder der GWUP auch kurz, und einmal im Jahr halten sie ihre große Konferenz namens „Skepkon“ ab. Hier lassen die Naturwissenschaftler kein gutes Haar an allem, was sie für unwissenschaftlichen Unfug halten. „Globuli können Sie nehmen, um ihren Kaffee zu süßen, zu mehr taugt das nicht“, sagt Norbert Aust über die homöopathischen Kügelchen. Der Ingenieur beschreibt sich in der voll besetzten Freiheizhalle als jemand, der früher mal sehr aufgeschlossen gegenüber der Homöopathie gewesen sei – bis er die Dosis der Globuli mal nachgerechnet habe. „Bei Arnika D6 zum Beispiel kommt ein Gramm Arnika auf eine Tonne Wasser. Da habe ich mir gedacht, Arnika muss schon ein verdammt krasses Zeug sein, wenn das in dieser Dosierung irgendeine Wirkung haben soll.“ Gelächter im Saal.

Auch der Allgemeinmediziner Helmut Kohler aus Bobingen ist gekommen. Er weigert sich als Arzt, homöopathische Mittel zu verschreiben. Wer heilt, hat recht – diesen oft gehörten Spruch lässt der Schulmediziner nicht gelten. „Die Homöopathie muss erst beweisen, dass sie besser heilt“, so Kohler. Und diesen Beweis sei sie bis heute schuldig geblieben. Globuli seien nicht mehr als Zuckerwasser, das für teures Geld an leichtgläubige Menschen verkauft werde, und nachweislich höchstens auf dem Niveau des Placebo-Effekts wirke.

Doch nicht nur die Homöopathie bekommt bei der Skepkon 2014 ihr Fett weg. Passend zur Fußball-WM wird auch über die Tier-Orakel hergezogen, die jetzt wieder von jedem Fernseh- und Radiosender herausgekramt werden. Aber die kritischen Wissenschaftler wollten es sich dann doch nicht nehmen lassen, das erste WM-Spiel der deutschen Elf gegen Portugal orakeln zu lassen – mit einem Gummibärchenorakel. Dafür holte ein kleines Kind ein paar Gummibärchen aus einer Tüte. Das Ergebnis: vier rote waren dabei, nur ein weißes. Portugal gewinnt also gegen Deutschland 4:1, ein ganz schön mieses Omen für die Löw-Truppe. Die Skeptiker können da aber beschwichtigen: Ist alles nicht so ernst.