München
"ADAC benachteiligt Mitglieder"

23.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr

München (AFP) Dem ADAC droht erheblicher Ärger seiner Beitragszahler. Laut Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ benachteiligt der Autoklub bei der Pannenhilfe die eigenen Mitglieder. In vergleichbaren Notfällen würden Autofahrer bevorzugt versorgt, die über den Hersteller ihres Fahrzeugs versichert sind und eine sogenannte Mobilitätsgarantie besitzen, berichtete das Blatt gestern.

Der ADAC dementierte. Alle Pannen würden gleich behandelt. Ausnahmen gebe es nur bei Gefahren.

Die „Süddeutsche Zeitung“ beruft sich auf zwei ehemalige Disponenten aus den ADAC-Call-Centern, die für die Koordinierung der Pannenfahrzeuge zuständig waren. „ADAC-Mitglieder mussten warten, wenn wir gleichzeitig Assistance-Kunden mit derselben Dringlichkeit reinbekamen“, zitiert die Zeitung einen ehemaligen Mitarbeiter. Der zweite Insider habe diese Darstellung in einer eidesstattlichen Erklärung bestätigt. „Alle Pannenfälle werden nach Eingang bearbeitet“, sagte dagegen ein Sprecher des ADAC in München. Ausnahmen gebe es nur bei Verkehrs- oder Gesundheitsgefährdungen oder bei Anrufen von Müttern mit Kindern im Auto. Kunden mit Mobilitätsgarantie rufen nicht direkt beim ADAC an, sondern bei der Pannenhotline ihres Autoherstellers. Diese leitet die Anfragen dann an die ADAC-Call-Center weiter.

Diese sogenannte Assistance-Leistung wird über die ADAC Service GmbH abgewickelt, wie der ADAC-Sprecher sagte. Über die Tochtergesellschaft habe der Klub Verträge mit 15 Autoherstellern abgeschlossen, darunter Opel, Mercedes, Ford und Peugeot. 2012 wurden demnach von 4,2 Millionen Pannen 140 000 über die Assistance-Programme abgewickelt, sagte der ADAC-Sprecher.

Laut einem dritten Insider hat der ADAC in den Verträgen durchschnittliche Zeiten vom Anruf bis zum Eintreffen der Helfer am Pannenort vereinbart. „Damit die Verträge erfüllt werden können, muss das gemeine ADAC-Mitglied eben warten“, zitierte die „Süddeutsche“ den Insider. Der Pannenservice – die Gehälter der Pannenhelfer, die Dienstfahrzeuge und die Instandhaltung – wird der „SZ“ zufolge von den ADAC-Mitgliedern über Vereinsbeiträge finanziert.

Der ADAC steht seit Jahresbeginn wegen immer neuer Vorwürfe in der Kritik. Nachdem Manipulationen beim Autopreis „Gelber Engel“ bekannt geworden waren, geriet der Klub wegen der Nutzung der Rettungshubschrauber für Dienstreisen des Präsidenten in die Kritik.