Ingolstadt
Es wird eng für Christine Haderthauer

29.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr
Christine Haderthauer −Foto: Strisch

Ingolstadt/München (DK) Die Modellbau-Affäre schwelt weiter. Die Opposition lässt nicht locker. Nun verdichten sich die Hinweise, dass im Fall Haderthauer eine Entscheidung bevorsteht.

Die Sommerpause ist zu Ende, an diesem Montag erwartet Horst Seehofer in München wieder das politische Tagesgeschäft. Es heißt, der bayerische Ministerpräsident habe sich in seinem Ferienhaus im Altmühltal gut erholt. Dort wird er auch, frei von der üblichen Terminhatz, in Ruhe darüber nachgedacht haben, wie es mit der sogenannten Modellbau-Affäre um seine Staatskanzleichefin Christine Haderthauer weitergeht. Denn das ist das drängendste Problem, mit dem sich Seehofer nach seiner Rückkehr auf die politische Bühne beschäftigen muss.

Die leise Hoffnung, dass aus der ganzen Sache Luft entweicht, hat sich jedenfalls nicht erfüllt. Der Fall ist und bleibt hochbrisant. Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter gegen die Staatskanzleichefin wegen Betrugsverdachts. Die Ingolstädterin soll als Teilhaberin der Firma „Sapor Modelltechnik“ einen Mitgesellschafter um mehrere zehntausend Euro geprellt haben. Ob Anklage erhoben wird, ist immer noch ungewiss. Derweil zieht die Opposition im bayerischen Landtag alle Register, um den politischen Druck hoch zu halten. Am Donnerstag beantragten SPD, Freie Wähler und die Grünen eine Sondersitzung im Landtag zur Causa Haderthauer, die am 16. September stattfinden soll. Außerdem solle Seehofer, so der Antrag, die Staatskanzleichefin entlassen. Am Freitag legte die Opposition nach und präsentierte zwei Rechtsgutachten über die Rolle Haderthauers bei „Sapor“.

Ob diese bestellten „Gutachten“ viel zur Aufklärung beitragen, sei dahingestellt. So oder so wird Seehofer um eine rasche Lösung bemüht sein – und das verheißt nichts Gutes für Christine Haderthauer. Solange die Affäre vor sich hin köchelt und die Schlagzeilen beherrscht, kann von einem normalen Fortgang der Regierungsgeschäfte kaum die Rede sein. Offiziell hält Seehofer noch zu seiner Staatskanzleichefin. Er wolle erst Aufklärung und dann entscheiden, sagte er in dieser Woche dem Bayerischen Rundfunk. Es gehe ihm um ein „sauberes und faires Verfahren“, damit er die Vorgänge objektiv beurteilen könne: juristisch, politisch, moralisch.

In Seehofers Umfeld heißt es jedoch, dass er sich nicht mehr viel Zeit lassen könne. Ganz unabhängig davon, ob die Vorwürfe gegen Haderthauer berechtigt sind oder nicht, schadet die Affäre der CSU und nicht zuletzt auch Seehofer, weil sie die öffentliche Wahrnehmung dominiert. Schon aus Selbstschutz müsse er einen Schlussstrich ziehen. Auch in der Landtagsfraktion der CSU bröckelt der Rückhalt für die Ingolstädterin, das Grummeln wird immer lauter. Es wird eng für Christine Haderthauer. Selbst in der CSU rechnet kaum noch jemand damit, dass sie das Ganze politisch überlebt. Nicht auszuschließen, dass bereits nächste Woche eine Entscheidung fällt.

Sie und ihr Mann Hubert Haderthauer, die eigentliche Hauptfigur in der Modellbau-Affäre, mieden die Öffentlichkeit in den vergangenen Wochen. Auch zu Seehofer soll es keine Kontakte gegeben haben. Dem DONAUKURIER sagte sie gestern auf Anfrage, sie bleibe bei ihrer Linie, sich wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens öffentlich nicht mehr zu äußern. Sie sei nun „mit Hochdruck dabei, an der Klärung mitzuwirken“.

Ob Christine Haderthauer zum Rückzug bereit wäre, ist ungewiss. Sie kämpft um ihre politische Zukunft. Unserer Zeitung sagte sie vor ein paar Wochen, sie denke gar nicht daran, die Brocken hinzuwerfen. Doch sie steckt gleich in dreifacher Hinsicht unter Beschuss, und das macht die Sache beinahe zu einer unlösbaren Aufgabe: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sie, die Fraktion rückt von ihr ab – und dann ist da ihr Ehemann, der noch mehr in Schwierigkeiten steckt als sie. Gegen den Landgerichtsarzt wird angeblich auch wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung ermittelt. Außerdem droht ihm eine Klage wegen möglicherweise zu Unrecht abgerechneter Honorare für Drogenscreenings in seiner Privatpraxis, die er nebenbei in Ingolstadt betreibt. Die Landesanwaltschaft hat schon vor einiger Zeit ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet.

Ob sich seine Frau bei den Geschäften mit den Modellautos tatsächlich etwas zuschulden kommen ließ, ist für den Fortgang der Dinge womöglich gar nicht mehr entscheidend. Zum Verhängnis könnte ihr der eigene Umgang mit der Affäre werden, also ihr Krisenmanagement. Anstatt Selbstkritik, Reue und Demut zu zeigen, trat sie nach Bekanntwerden der Vorwürfe allzu forsch und angriffslustig auf. Das könnte sich nun rächen.