Eining
Moderne Stahlträger auf historischen Mauern

07.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:02 Uhr

Bislang existiert der besucherfreundliche Umbau des Römerkastells Abusina bei Eining an der Donau nur auf Computeranimationen und als Modell. Auf dem Bild im Vordergrund der Besucherturm, dessen Verwirklichung allerdings mangels Geld scheitern könnte. - Foto: oh

Eining (DK) Das Römerkastell Abusina in Eining bei Neustadt (Kreis Kelheim) erhält 2010 ein neues Gesicht. Bei einem Ideenwettbewerb, den die Stadt Neustadt ausgeschrieben hatte, hat sich das Düsseldorfer Designer-Team "nowakteufelknyrim" mit Filiale in München durchgesetzt.

Die Designer wollen das geschichtsträchtige Areal mit Konstruktionen aus mächtigen rostigen Stahlrahmen wieder beleben will. Sie sollen wie Zeitfenster in die Antike wirken. Abusina ist Teil des obergermanisch-raetischen Limes, der 2005 zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt wurde.

Das Kastellgelände ist heute eine kleine Parklandschaft, die zwar archäologisch erschlossen ist, der aber bis auf die 2009 erbauten Parkplätze jegliche Infrastruktur fehlt. Ein Eingangsbereich, sanitäre Anlagen und ein Wegenetz für Besucher – komplett Fehlanzeige. Außerdem erschließen sich die römerzeitlichen Bau- und Nutzungsstrukturen im Kastell dem Betrachter nicht. Idee des Wettbewerbs war es nun, das Kastell mit seinen 1900 Jahre alten Mauern für Touristen wieder erlebbar zu machen.

Dabei mussten eine Reihe von Auflagen erfüllt werden. So sollte der Bezug zur Römerzeit hergestellt werden, gleichzeitig aber auch "der Charme des Ortes als parkartige Landschaft" genutzt werden. Die Baumaßnahmen sollten reversibel sein und nicht tiefer als zehn Zentimeter in den Boden gehen, da bereits unter der Grasnarbe archäologische Befunde liegen. Zudem musste ein Besucherleitsystem entwickelt werden.

Die Auflagen hat nach Meinung der Jury das Münchner Team um Petra Knyrim und Stefan Nowak am besten umgesetzt. Es plant, mehrere überdimensionale Stahlkonstruktionen auf dem Gelände zu installieren. Stellt sich der Besucher in die Zeitfenster hinein, wird sein Blick in eine bestimmte Richtung gelenkt. Texte, Zeichnungen und Audio-Elemente erklären dem Besucher, was er sieht. "Die eigentliche Rekonstruktion entsteht im Kopf des Betrachters", heißt es im Entwurf. Dies gefiel der Jury besonders, weil man ohne elektronische Hilfsmittel auskomme. Die Stahlelemente sollen eine raue Oberfläche haben, so dass sie nicht zerkratzt werden können.

Als Abgrenzung schlagen die Münchner einen natürlichen Zaun aus Hecken vor. Versteckte Mauern des Kastells sollen durch Pflanzen hervorgehoben werden, eine Kräuterbepflanzung soll die Römersiedlung auch sinnlich wahrnehmbar werden lassen.

Auch das nahe gelegene Flüsschen Abens sollte in das Konzept mit einbezogen werden, wo sich Besucher hätten erholen können. Doch laut Tanja Staudt vom Bauamt der Stadt lässt sich dieser Plan nicht realisieren. Auch ein doppelstöckiges Gebäude mit Aussichtsplattform dürfte eingestampft werden, nur ein Erdgeschoss soll übrig bleiben. Ob der Besucherturm erhalten bleibt, hänge noch von den Kosten ab, so Staudt.

Insgesamt 360 000 Euro stehen laut Staudt für die Umsetzung des Konzeptes aus Fördermitteln zur Verfügung. Auflage dafür ist, dass die Umgestaltung noch heuer abgeschlossen wird. Bereits 531 000 Euro wurden für die archäologische Sicherung und Maßnahmen der Denkmalpflege verwendet.

Während das Konzept bei den Geldgebern der öffentlichen Hand auf offene Ohren stieß, hat der Pächter von Abusina, der Verein Historia Romana, Bedenken gegen "die braunen Korrosionsschlieren angeblicher Kunstwerke" angemeldet. Die Fördergelder sollten besser für den Erhalt der Substanz des Kastells verwendet werden, sagt der Vorsitzende des Vereins, Franz Xaver Berger.