Eichstätt
Hochwürden wird handgreiflich

20.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

"Gruß vom Schläger-Priester": Auch seinen Gipsarm nutzt Wolfgang Sellinger für seine Botschaften. - Foto: Knopp

Eichstätt (DK) Seit Wochen schon führt der Eichstätter Geschäftsmann Wolfgang Sellinger eine Privatkampagne gegen die "Verderbtheit" der katholischen Kirche, nun ist es zum Eklat gekommen. Ein Pfarrer soll Sellinger vor der Schutzengelkirche geschlagen haben, als dieser wieder, mit zwei Schildern behängt, demonstrierte. Das Resultat: ein Gipsarm, eine kaputte teure Armbanduhr und eine Anzeige wegen Körperverletzung.

Sellinger ist in der Bischofsstadt bekannt – und gefürchtet – für seine Aktionen: "Opfer" ähnlicher Kampagnen waren bereits eine örtliche Bank, der Gewerbeverein Pro Eichstätt oder ein Autohändler, weil die Farbe des Lenkrads im neuen Audi nicht die gewünschte war. Seit einiger Zeit und vor allem seit der Mixa-Affäre hat der als nicht unvermögend geltende Geschäftsmann und Immobilienbesitzer die katholische Kirche im Visier: Sein früheres Sonnenstudio fungiert jetzt als "Kirchenaustrittsbüro". In den Schaufenstern ist neben zahlreichen Plakaten ("Pädophiles Bodenpersonal") zum Beispiel "Mixas wahrer Hirtenstab", ein Teppichklopfer, zu besichtigen. Auch lässt Sellinger die Passanten in großen Lettern wissen, dass er seine Wohnungen nicht an "Kinderschänder im Priesteramt" zu vermieten gedenke.
 
Als Sellinger wieder einmal mit seinen Schildern ("Würden Sie Ihr Sparschwein einem katholischen Bischof anvertrauen") in der Nähe der Schutzengelkirche auftauchte, ging das einem Pfarrer, der nicht dem Bistum Eichstätt angehört, offensichtlich deutlich über die Birettschnur. Zu der anschließenden Auseinandersetzung gibt es unterschiedliche Aussagen: Sellinger behauptet, dass der Priester mit dem Satz "Sie gehören in die Psychiatrie!" zwei bis drei Mal handgreiflich wurde, wodurch es zu einer Verletzung am Arm gekommen sei. Der Geistliche wiederum wiegelt ab: Er habe Sellinger lediglich das Schild aus der Hand schlagen wollen, äußerte er gegenüber dem DONAUKURIER. Von Körperverletzung könne keine Rede sein.
 
Wie auch immer: Der Vorfall ist inzwischen bei der Polizei aktenkundig, weil Sellinger Anzeige erstattet hat. Sein Kontrahent, der die Kampagne des Eichstätters allgemein für "grotesk" hält, kontert: "Wenn er mich anzeigt, zeige ich ihn auch an – wegen Provokation. Ich lasse mich doch nicht als Pädophilen hinstellen."