Denkendorf
Kampf für Gemeinschaftsschule

Denkendorf und Kipfenberg setzen trotz Nein aus München auf "Altmühltaler Plan"

09.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:31 Uhr

Denkendorf/Kipfenberg (DK) Am bayerischen Limes wird weiter gekämpft. Die beiden Gemeinden Denkendorf und Kipfenberg wollen ihre Schulstandorte mit einem im Freistaat neuen Schulkonzept retten. Ihr „Altmühltaler Plan“ soll richtungsweisend für Bayern werden.

Dabei stemmen sie sich gegen den mächtigen Widerstand aus der Landeshauptstadt: Am 27. März hatte der bayerische Landtag den vom bildungspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Martin Güll, forcierten Gesetzentwurf dazu mehrheitlich abgelehnt. Auch Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hat sich erneut gegen die Genehmigung einer solchen Gemeinschaftsschule als ergänzende Schulart in Bayern ausgesprochen. Er hatte den Befürwortern der alternativen Schulart bereits bei einer Demonstration in Denkendorf im November 2010 keine Hoffnungen gemacht und sieht nach wie vor im derzeitigen bayerischen dreigliedrigen Schulsystem das pädagogisch bessere Modell: „Durch das Konzept der Gemeinschaftsschule schimmert immer die Blaupause der Gesamtschule durch, einer Idee, die gescheitert ist.“

Spaenle räumt allerdings ein, dass das eine landespolitische Entscheidung ist: „In Baden-Württemberg wird gerade die Gemeinschaftsschule eingeführt.“ Dort regiert bekanntlich seit einem Jahr Grün-Rot.

In Bayern macht sich vor allem Martin Güll für die Gemeinschaftsschule stark. Er fordert, als Ergänzung zu den bestehenden Schularten „bedarfsgerechte Lösungen für regionale Schulstandorte“ zuzulassen, und verweist seinerseits ebenso wie Minister Spaenle auf verschiedene Forschungsergebnisse.

Fakt ist: Die Schulstandorte Denkendorf und Kipfenberg sind in Gefahr. Angesichts der hohen Übertrittsquoten nach der vierten Klasse auf weiterführende Schulen im Landkreis Eichstätt fehlen an den beiden Volksschulen mehrere Klassenstärken. An der Schule Denkendorf ist die Schülerzahl in den letzten zehn Jahren von 123 auf 73 gesunken, an der Schule Kipfenberg von 155 auf 120 – Tendenz weiter sinkend –, einige Jahrgangsstufen sind schon jetzt nicht mehr vorhanden.

Die Gemeinderäte beider Kommunen haben darauf zwar mit dem Beitritt zu Mittelschulverbänden reagiert – zur Sicherheit. Die Mehrheit der Kommunalpolitiker sehen darin aber nicht die beste Lösung: Sie sind quer durch alle Fraktionen inzwischen Mitglieder im Verein „Bildung am Limes“ und wollen eine Gemeinschaftsschule. Der Verein hat Experten aus anderen Bundesländern, wo solche Schulen nach eigenem Bekunden erfolgreich laufen, beauftragt, ein Schulkonzept mit dem Namen „Altmühltaler Plan“ erstellen lassen.

Jetzt steht der Plan: Damit sollen an beiden Orten die Kinder von der fünften bis zur zehnten Klasse „gemeinsam, aber nicht im Gleichschritt“ unterrichtet werden und mit einem Ganztages-Schulkonzept zum Quali, zur Mittleren Reife oder zur Oberstufenreife an ein Gymnasium geführt werden.

Die Befürworter lassen sich nicht davon abhalten, dass ihnen mit der Landtagsablehnung die gesetzliche Voraussetzung für den Modellversuch weiterhin fehlt, sie arbeiten unverdrossen weiter. Jetzt starten sie eine Aktion, um möglichst viele Eltern für eine solche neue Schule zu gewinnen.