Berlin
A9 als Teststrecke für selbstfahrende Autos

Verkehrsminister Alexander Dobrindt kündigt Pilotprojekt in Bayern an

26.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

Berlin (DK) Zukunftsmusik oder erreichbares Ziel? Die Bundesregierung setzt jetzt auf Mobilität 4.0, die Vernetzung von Auto und Straße, das automatisierte Fahren auf Deutschlands Autobahnen. Die Automobilindustrie sieht große Chancen darin und will US-Konkurrenten wie Google Paroli bieten, die bereits in diesem Frühjahr mit Tests beginnen wollen.

Jetzt zieht Deutschland nach: Erste Maßnahmen für das Pilotprojekt Digitales Testfeld Autobahn sollen noch 2015 starten – und zwar auf der A 9 in Bayern.

Noch schweigt sich das Bundesverkehrsministerium allerdings darüber aus, auf welchem Teilstück der Autobahn getestet werden soll. „Das automatisierte Fahren rückt in greifbare Nähe – erst teilautomatisiert, dann vollautomatisiert. Wir wollen diese Entwicklung aktiv begleiten und fördern“, erklärte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gestern im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. In seinem Ministerium sei deshalb ein Runder Tisch zum Thema automatisiertes Fahren eingerichtet worden: „Dort besprechen Vertreter aus automobiler Forschung, Industrie und Politik gemeinsam die notwendigen Voraussetzungen – zum Beispiel Fragen des Haftungsrechts.“

Mit der Teststrecke kommt die Bundesregierung einem Wunsch der Automobilindustrie nach. Gerade erst hatte Audi-Technologievorstand Ulrich Hackenberg Testmöglichkeiten „unter realeren Bedingungen“ verlangt – „um zum Beispiel auf deutschen Autobahnen pilotiertes Fahren mit erhöhter Geschwindigkeit zu erproben“. Mercedes-Benz treibt seine Planungen für Lkw voran, die bis zu einer Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern autonom fahren. Bis zum Jahr 2025 soll der neue Truck im normalen Straßenverkehr unterwegs sein.

Große Hoffnungen auch beim Verband der Automobilindustrie in Berlin. „Eine reale Teststrecke für vernetzte Fahrzeuge ist sinnvoll“, so ein Verbandssprecher gestern gegenüber unserer Berliner Redaktion. „Hier kann der Austausch von Informationen zwischen Fahrzeugen, Infrastruktur und anderen Quellen in der Realität auf der Straße getestet werden.“ Nun gelte es, national und international die rechtlichen Voraussetzungen für das vernetzte Fahren zu schaffen. „Außerdem freuen wir uns darüber, dass die Bundesregierung einen bundesweit einheitlichen Rechtsrahmen für die Erprobung des automatisierten Fahrens im realen Verkehr schaffen will“, so der Sprecher weiter.

Bevor aus der Vision Wirklichkeit wird, gilt es noch viele rechtliche und technische Fragen zu klären. Verkehrsminister Dobrindt sieht Deutschlands Wirtschaft beim Thema Mobilität 4.0 gut gerüstet. „Wir wollen den Wettbewerb zum Beispiel mit Google verstärken und dafür auch Forschung und Testfahrten stärker als bisher ermöglichen.“ Ein Teilstück der A 9 in Bayern werde man nun „mit Sensorik technisch ausrüsten und die Kommunikation von Fahrzeugen mit Infrastruktur und Fahrzeugen untereinander ermöglichen“.