Augsburg
Zeichen gegen die AfD

Rund 3500 Menschen protestieren in Augsburg gegen Auftritt von Frauke Petry

12.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:12 Uhr

Auch beim Neujahrsempfang der AFD selbst im Rathaus gab es vereinzelt Proteste. - Foto: Deibl

Augsburg (DK) 3500 Augsburger zeigten am Freitagabend lautstark: Die AfD-Chefin Frauke Petry ist zwischen Lech und Wertach nicht erwünscht. Sogar beim Neujahrsempfang im Rathaus musste sich Petry den Protest gefallen lassen.

Der Abend begann unerwartet betulich mit einer Sonder-Stadtratssitzung im Goldenen Saal, ein Stockwerk über dem AfD-Neujahrsempfang. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) hatte sie anberaumt, um ein Zeichen zu setzen, dass sich die Augsburger das Rathaus nicht wegnehmen ließen. Noch am Vormittag hatte er eine juristische Schlappe verkraften müssen. Das Verwaltungsgericht hatte, wie schon das Hausverbot gegen Frauke Petry, auch den "Widerruf der Nutzungsüberlassung" gekippt. Rein rechtlich stand der AfD-Veranstaltung nichts mehr entgegen.

Die als Symbol gemeinte Sitzung verlor allerdings entscheidend an Bedeutung, da lediglich gut 100 Besucher sich die Mühe machten, die Treppe zum Goldenen Saal zu erklimmen - noch dazu nach Leibesvisitation und Gesichtskontrolle. Die Präsenz von Polizei und Sicherheitskräften war abschreckend.

Und das war angesichts der Menschenmassen die vor dem Rathaus zur Mahnwache strömten durchaus gerechtfertigt. Laut, aber friedlich, wie Polizeisprecher Siegfried Hartmann bestätigt, erteilten 3500 Augsburger - nach Schätzung der Veranstalter - Frauke Petry einen Platzverweis. Mit Redebeiträgen, Liedern und antifaschistischen Parolen feierten die Demonstranten ihre Friedensstadt.

Kurzzeitig kritisch wurde es nur, als Gruppen aus dem linken und rechten politischen Spektrum beinahe aneinandergeraten wären. Doch die Polizeibeamten trennten die Streitlustigen zuvor und begleitete sie vom Platz.

Von alledem war im Rathaus wenig zu hören. Wer sich unter die 250 Gäste der AfD gemischt hatte, wurde nur durch die bulligen Türsteher daran erinnern, dass dieser Neujahrsempfang ein bisschen anders war. Der Gastgeber, AfD-Stadtrat Markus Bayerbach, verlor nicht viele Worte in seiner Begrüßung und nach einer kurzen Solidaritätsbekundung des Landesvorsitzenden Petr Bystron durfte Petry ran. Doch statt mit ungeheuerlichen Aussagen neuerliche Schlagzeilen zu liefern verlor sie sich in altbekannte Parolen, kritisierte die Unfähigkeit sämtlicher Regierungen und beklagte, dass die eigenen Leute zu kurz kämen.

Kritiklos wollte das eine Handvoll Demonstranten, die sich eingeschlichen hatten, nicht hinnehmen. Sie streiften sich T-Shirts mit dem Aufdruck "Augsburg ist bunt" über und stellten sich auf ihre Stühle. Gribl kurz zuvor, einen Stock höher gesagt: "Es ist Zeit aufzustehen!" Sie setzten das in die Tat um.

Um künftig mehr Einfluss auf Veranstaltungen im Rathaus nehmen zu können, beschloss der Stadtrat auf seiner Sitzung eine neue Benutzungsordnung. Damit werde eine Veranstaltung wie der AfD-Empfang künftig nicht mehr möglich sein, sagte Gribl. In Augsburg regiert eine schwarz-rot-grüne Rathauskoalition. Die meisten Stadträte der Opposition nahmen nicht an der Sitzung teil.