Alle Schlösser des Mercedes unversehrt

22.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:32 Uhr

Landshut (DK) 189 693 Kilometer – so viel hatte der Mercedes von Rudolf Rupp auf dem Tacho, als er am 10. März 2009 aus der Bergheimer Staustufe gezogen wurde. Das erklärte ein Fahrzeug-Experte des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA) am dritten Tag des Wiederaufnahmeverfahrens am Landshuter Landgericht.

Um den Kilometerstand noch ablesen zu können, musste der Fachmann mit großem Aufwand das mechanische Zählwerk ausbauen und anschließend vom Schlamm reinigen. Zudem hatte er die Schlösser des Autos untersucht. Ergebnis: keines war gewaltsam aufgebrochen worden. Lediglich das Handschuhfach war nach der Bergung durch Polizisten aufgehebelt worden.

Im Zündschloss habe kein Schlüssel gesteckt, bestätigte der Mann vom LKA. Das Lenkrad habe sich bei der Untersuchung von Anschlag zu Anschlag drehen lassen, das Lenkradschloss sei nicht eingerastet gewesen. Für den Mercedes von Rudolf Rupp habe man im übrigen zwei Schlüssel benötigt: Mit einem sperrte man Türen und Kofferraum auf, mit dem anderen ließ sich der Wagen starten. Der Grund: Im Zündschloss war offensichtlich der OriginalSchließzylinder einmal kostengünstig gegen ein Modell aus einer kleineren Mercedes-Baureihe getauscht worden.

Danach trat der Mann in den Zeugenstand, der das Rupp-Auto bei einer Routineuntersuchung des Stausees entdeckt hatte: Ein Vermessungstechniker der E.ON Wasserkraft. Vom Boot aus war das Gewässer mit einer Art Sonargerät gescannt worden. Bei der Auswertung der Bilder tauchten im Uferbereich zwei Objekte auf, die sich später als Autos herausstellten: Neben Rupps Mercedes befand sich dort auch noch ein alter Opel.

Bereits seit 2001 sei diese Untersuchung an der Staustufe alle drei Jahre durchgeführt worden. Man habe die Fahrzeuge aber nicht früher entdecken können – wenn sie denn schon dort waren – weil der Uferbereich in den Jahren zuvor nicht untersucht worden sei.

Dass die Autos angeschwemmt worden sein könnten, schloss der E.ON-Mitarbeiter aus: "Dafür ist die Strömung hier zu gering. Die Bootsanlegestelle ist der ruhigste Bereich vom Stausee." Selbst wenn Hochwasser sei und die Schleusen geöffnet würden, tue sich an der Fundstelle nichts. "Dort lagert sich eher Schlamm ab."