Stromausfall
Hoch und tief

SUVs und Sportwagen dominieren den Genfer Autosalon Öko-Fahrzeuge sind heuer ein Randthema

07.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:32 Uhr

Ausblick: Die Citroën-Studie C-Aircross Concept soll zeigen, wie das erste Mini-SUV der Marke aussehen wird.

Stromausfall in Genf. Als es im voll besetzten Pressezentrum der Palexpo-Messehallen kurz dunkel wird, stöhnen Hunderte Journalisten im Chor laut auf. Im nächsten Moment erleichtertes Durchatmen: Das Licht geht wieder an. Auf dem Autosalon dagegen ist der Stromausfall im übertragenen Sinne allgegenwärtig. Während im Herbst in Paris noch die Elektro-Revolution ausgerufen wurde, dominieren am Lac Leman, dem Genfer-See, die PS-Boliden - bevorzugt als SUV-Variante.

MONSTER-MERCEDES

Der Wahnsinn auf vier Rädern steht in diesem Jahr am Messestand von Mercedes. Das Monster, das sämtliche Öko-Bemühungen der Autoindustrie parodiert, nennt sich Mercedes-Maybach G 650 Landaulet. Ausgestattet mit einem Zwölfzylindermotor mit 630 PS erübrigt sich die Frage nach dem Verbrauch. Der spielt für die Käufer aber vermutlich sowieso keine Rolle. Bei einem Preis von rund 760 000 Euro ist der Käufer möglicherweise im Besitz einer hauseigenen Tankstelle. Das Besondere im Über-SUV: Die Fond-Passagiere können sich auf Wunsch offen chauffieren lassen. Nur 99-Mal wird das Auto gebaut. Gott sei Dank möchte man beinahe sagen.

 

DIESEL-KRISE? ABGEHAKT.

Und war da nicht noch was? Ach ja: Dieselgate. Doch sowohl am traditionellen Volkswagen-Konzernabend als auch auf der Messe spielte dieses Thema in Genf heuer eigentlich keine Rolle mehr. "Wir von Volkswagen bleiben Optimisten", sagte Konzernchef Matthias Müller. Und erklärte, dass VW der Verbrennungsmotor "noch mindestens zwei Dekaden" begleiten werde. Damit das nicht zu sehr nach "weiter so" klang, drückte der Konzernlenker geschwind ein Knöpfchen auf einer Fernbedienung, um "Sedric" in die Halle fahren zu lassen. Einen vollständig selbstfahrenden Kleinbus mit vier Sitzen in Apple-Optik. Wann das Fahrzeug auf den Markt kommt und ob es überhaupt jemals zu kaufen oder zu mieten sein wird? Dazu sagte Müller nichts. Ganz sicher zu kaufen gibt es dagegen den Edel-Passat und CC-Nachfolger Arteon, den die Wolfsburger ebenfalls in Genf zeigten.

Ordentlich gebeutelt wird derzeit der Ingolstädter Autobauer Audi: Abgas-Affäre, Ärger mit den chinesischen Händlern und ein großer Rückruf wegen fehlerhafter Wasserpumpen machen der Marke mit den vier Ringen derzeit zu schaffen. Auf der Messe war das aber kein Thema. Audi-Chef Rupert Stadler und Vertriebsvorstand Dietmar Voggenreiter präsentierten routiniert die Neuheiten: SQ5, RS5 und eine sportliche Version des bereits gezeigten Q8-Konzeptautos. Das Q8 Sport Concept ist im Prinzip eine Vorschau auf einen SQ8. Doch die Ingolstädter haben auch etwas Umweltfreundliches im Gepäck: den A5 g-tron. Der fährt mit Erdgas - und zwar mehr oder weniger CO2-neutral. Denn wer einen solchen kauft, bekommt eine Art Öko-Abo. Zwar tankt der Kunde ganz normales Erdgas - doch für jede Tankfüllung speist Audi CO2-neutral produziertes E-Gas ins Netz ein. Eine clevere Idee, denn der SUV-Trend macht den Herstellern zu schaffen. Die immer häufiger stark motorisierten Schwergewichte erschweren die Einhaltung der CO2-Grenzwerte.

 

MEHR PS GEHT IMMER

Porsche präsentiert in Genf die Serienversion des Panamera Sport Turismo. Doch was für den Otto-Normal-Autofahrer schon als hochmotorisiert gilt, ist echten PS-Junkies noch lange nicht genug. Deswegen zeigen in Genf zahlreiche Tuner, wie man aus Porsches, McLarens und Ferraris noch mehr Pferdestärken herausquetschen kann. Weil auch die Hersteller ein Stück von diesem lukrativen Geschäft abhaben wollen, kitzeln sie in Sonderversionen immer häufiger selbst noch ein paar Zusatz-PS heraus. Lamborghini zeigt in Genf etwa den Huracan Performante, der im Vergleich zur "Basisversion" 30 PS mehr leistet, nämlich satte 640 PS.

 

SCHLAUE STUDIE

Eine der spektakulärsten Studien steht heuer am Stand von Peugeot. Ihr Name: Instinct Concept. Die soll nicht nur zeigen, wie sich die Formensprache künftig außen gestaltet - sondern auch innen. Im Cockpit sollen alle vernetzten Geräte integriert und gesteuert werden: Smartphone, Smartwatch und Haustechnik. Das Auto wird in dieser Vision zum Zentrum des Internets der Dinge. Starttermin? Unbekannt. Die Zukunft muss also noch warten. ‹ŒDK