Kommentar: Falsche Anschuldigungen und hartnäckige Gerüchte

22.09.2015 | Stand 14.02.2018, 16:11 Uhr

Wer die Schrobenhausener Zeitung regelmäßig liest, wird jenes Wort längst entdeckt haben, das da Tag für Tag gleich unter dem Titel auf der allerersten Seite prangt: „Unabhängig“. Dieses Wort steht dort nicht, um einen leeren Platz zu füllen oder weil es so schön aussieht, sondern weil es so ist. Wir Redakteure sind unabhängig. Niemand schreibt uns vor, was wir sagen dürfen und was nicht. Niemand kann uns einen Maulkorb erteilen, auch wenn es sicherlich Kommunalpolitiker gibt, die sich das manchmal wünschen würden. Da haben sie Pech.

Man kann uns natürlich bitten, etwas nicht zu schreiben. Gerade einige Bürgermeister lassen diesen Satz – „Das schreiben’s jetzt aber nicht mit“ – gerne mal in einer Gemeinderatssitzung fallen; ob wir dem nachkommen oder nicht, entscheiden wir aus rein journalistischen Gründen.

Manchmal bittet die Polizei, aus ermittlungstaktischen Gründen ein wenig mit einer Berichterstattung zu warten, damit ein mutmaßlicher Täter nicht gewarnt wird. Dann wird von Fall zu Fall entschieden, wie wir damit umgehen.

Was das Thema Asyl anbelangt, hat uns niemand gebeten, etwas nicht zu schreiben. Wir sind jedem einzelnen Vorwurf, von dem wir in den vergangenen Wochen in Schrobenhausen gehört haben, nachgegangen – am Ende blieb bisher nichts als heiße Luft. Es wurde kein einziger Supermarkt rund ums Containerdorf wegen Randale geschlossen. Supermarktsprecher berichteten uns, dass es zurzeit im ganzen Land Gerüchte gebe. Auch dieses: Flüchtlinge würden Wasser geschenkt bekommen, es ausschütten und sich das Pfand holen. Das ist Unfug.

Und überall im Lande wird zurzeit gerne Müll und Kinderspielzeug am Straßenrand abgeladen. Ein gängiges Mittel, um mit falschen Anschuldigungen Stimmung gegen Flüchtlinge zu machen.

Es ist keine einzige Vergewaltigung in Schrobenhausen angezeigt worden, auch das ist Fakt. Und der angebliche „sexuelle Übergriff“ neulich im Freibad stellte sich als läppisches Missverständnis heraus – die Polizei war da, und es war nichts. Da hatte ein nichtdeutscher Papa mit seinem Fünfjährigen im Nichtschwimmerbecken getobt und ein Mädchen sanft zur Seite geschoben.

Richtig ist: Es ist wohl ein Mädchen vor sechs Wochen am Jahnweg von einem Mann mit ausländischen Wurzeln betatscht worden – so was darf nicht passieren. Aber: Ob es sich um einen Flüchtling handelt, ist bisher überhaupt nicht geklärt.

Ein hartnäckiges Gerücht besagt, eine Frau sei auf einem Supermarktparkplatz in ihrem unversperrten Auto von einem dunkelhäutigen Mann abgefangen worden. Bisher gibt es keinen Anhaltspunkt, dass das wirklich passiert wäre. Die Polizei ist am Ball. Sollte es irgendwann Konkretes geben, dann wird das in der Zeitung stehen.