"Die bessere Lösung"

17.10.2007 | Stand 03.12.2020, 6:25 Uhr

Im großen Pfarrgarten (Bildmitte, links neben der Kirchturmspitze) könnte ein Bürgerhaus entstehen. Probleme bereiten dabei allerdings die denkmalgeschützte Mauer zur Ringstraße, die nicht abgerissen werden darf, und das baufällige Jugendheim, das weg muss. Eine Zufahrt zum Grundstück ist nur zum Mesnerweg (im Bild über der Kirchturmspitze) sinnvoll und möglich, doch eine dafür benötigte Fläche ist in Privatbesitz. Bereits als Parkplatz genutzt wird das Benefiziatengrundstück (rechts oben), das allerdings nicht befestigt ist.? Text: bdh - Foto: Haßfurter

Waidhofen (SZ) Das ewige politische Hickhack um den Bau eines Bürgerhauses ist den Waidhofener Kirchenvertretern nun offensichtlich zu dumm geworden: In einem Brief an die Gemeinde teilten sie mit, dass sie es bevorzugen würden, das Gebäude selbst zu bauen.

Dass sie damit einem Vorschlag nachkommen, den Vizebürgermeister und FW-Sprecher Josef Wenger schon einige Male öffentlich gemacht hatte, dürfte allerdings nicht auf einen plötzlichen Schmusekurs von Kirche und Wenger hindeuten. Denn in ihrem Brief schimpfen Pfarrer Roy Augustine und Kirchenpfleger Josef Stegmaier, die beiden Unterzeichner, erst einmal auf jüngste Äußerungen Wengers, dass beim Grundstück im Pfarrgarten von Kirchenseite "Preistreiberei" betrieben werde. Die Gemeinde dürfe sich da nicht wundern, wenn die Pfarrei nun favorisiere, "selbst in Eigenregie ein Pfarrheim zu bauen". Wengers Vorschlag habe die Pfarrei dazu ermutigt, diesen Weg zu gehen. Allerdings gehe das nicht ohne Hilfe der Gemeinde. Die solle nun mitteilen, mit welcher Summe sie sich am Bau eines kirchlichen Bürgerhauses beteiligen würde. Auch in einer Kirchenvorstandssitzung sei bereits über die Möglichkeiten für ein Bürgerhaus geredet worden – der Bau durch die Pfarrei sei dabei "als die bessere angesehen" worden.

Seitdem sie im Dezember 2006 den Bürgerentscheid verloren hat, überlegt die Gemeinde bekanntlich, ob sie zusammen mit der Kirche an Stelle des baufälligen Jugendheims ein Bürgerhaus errichten soll. Allerdings schreckt die Gemeinde davor zurück, das Grundstück in Erbpacht zu nehmen – daran ändert auch das aktuelle Angebot der Diözese nichts (siehe gesonderten Bericht). Vizebürgermeister Josef Wenger würde es am liebsten sehen, wenn die Kirche das Bürgerhaus selbst baut, dafür einen großzügigen Zuschuss der Gemeinde bekommt, die Gemeinde wie geplant das Feuerwehrhaus am Kirchplatz in ein Rathaus umbaut und der Wehr an der B 300 eine neue Halle hinstellt. Das hatte Wenger Anfang September bei einer FW-Versammlung gesagt, und das nahm die Pfarrei nun als Anregung für ihren Vorstoß auf.

Zu seinem Vorschlag stehe er immer noch, sagte Wenger nun am Dienstag im Gemeinderat, "und da gibt es Verschiedene, die das Gleiche sagen". Alles andere sei nicht sinnvoll; Geld, das in Form eines Erbpachtzinses nach Augsburg fließt, sei verloren. Mit dem Vorwurf der Preistreiberei habe er im Übrigen nicht die Pfarrei Waidhofen gemeint: "Die Kirchenverwaltung macht den Preis nicht, den macht Augsburg."

Auch CSU-Fraktionsvorsitzender Otto Leidl unterstützte Wengers Vorschlag und den Plan der Kirchengemeinde. Es sei klar, dass die Gemeinde beim Bau eines kirchlichen Bürgerhauses einen "sehr ansprechenden Zuschuss" zahlen werde. Beziffern, wie sich das die Pfarrei gewünscht hatte, könne man den allerdings noch nicht – erst einmal müsse geklärt werden, wie sich der Bedarf aufteile.

Nun werden erst einmal die Vereine und Gruppen der Gemeinde gefragt, welche Flächen sie in einem Bürgerhaus bräuchten – Formblätter zur Bedarfsermittlung werden in den nächsten Tagen verschickt. Wie es dann weitergeht, ist offen. Ab Dezember, wenn die Sperrfrist des Bürgerbegehrens abgelaufen ist, könnten ja auch die alten Pläne für Rathaus und Feuerwehrhaus wieder aus der Schublade geholt werden. Und irgendwann ist natürlich die Frage zu klären, was sich die Gemeinde überhaupt leisten kann und will.