Winkelhausen
Improvisation ist beim Tanzen alles

05.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:22 Uhr

Das ist sie, die große Garde der Schromlachia 2010: Das Tanzprogramm steht, das Motto wird aber noch nicht verraten.

Winkelhausen (SZ) Zwischen hochgestellten Stühlen und brennenden Kerzen am Christbaum herrscht eine unwirkliche Atmosphäre. Im Saal eines Wirtshauses trainiert die große Garde der Schromlachia mit Co-Trainerin Sandra Urbanski und Hofmarschall Ivi Cvejic. Ein buntes Chaos aus Kostümteilen, Taschen und Getränken zwischen den Stuhlbeinen belebt die vorderen Tische, hinten an der Bühne sitzen vereinzelte Zuschauer.

Vor allem aber spielt hier die Musik. "Maestro, Musik bitte", gibt Urbanski vor und los geht’s. Das Prinzenpaar zieht ein und darf sich dann entspannt aus dem Hintergrund den Einzug der Garde anschauen. Aber bitte nicht zu entspannt. Ivi hat mit Argusaugen einen Blick auf die beiden geworfen und ergreift galant die Hand der Trainerin, wofür er sich einen scherzhaften Klaps auf die seine einhandelt. Er lässt nicht locker und beim Prinzen ist die Botschaft nun angekommen. Auch Ludwig III. schnappt sich die Hand seiner Partnerin – mit dem kleinen Unterschied, dass Steffi II. die Geste dauerhaft akzeptiert.

Absolviert werden drei Komplettdurchgänge durchs Programm 2010, dessen Motto zwar "bekannt, aber noch geheim" ist, wie Cvejic augenzwinkernd anmerkt. Die Musik, soviel sei verraten, hat hohen Wiedererkennungscharakter – Ohrwürmer garantiert, auch spektakuläre Wurffiguren, Markenzeichen der Schromlachia, sind in wieder neuer Variation zu sehen.

Der Übungsraum ist groß, weitaus größer als der Platz, der beim Krönungsball am 16. Januar in der Stadthalle zur Verfügung stehen wird. "Ihr müsst kompakter tanzen", sagt Urbanski, "wir haben wenig Platz". Sprichts und verkleinert kurzerhand die Bühne, indem sie mittenhinein zwei Stühle stellt.

In der Höhe sind allerdings hier engere Grenzen als in der Stadthalle gesetzt. Hebefiguren lassen um die Frisur der Prinzessin fürchten und noch mehr um das, was daruntersitzt. Doch das Prinzenpaar hat die Deckenhöhe offenbar schon im Blut, Frisur wie das hübsche Köpfchen ihrer Majestät bleiben heil. "Das sind also deine Haare," begutachtet Urbanski die Kopftracht der Prinzessin und hat noch schnell in kurzer Pause einen Tipp fürs Stylen parat. Große Verschnaufpause gibt es ohnehin nicht, die Garde scheint das auch nicht nötig zu haben, ist konditionell bestens drauf und kommt bei sportlich-kühlen Temperaturen nicht einmal richtig ins Schwitzen.

Für die kleinen Umziehpausen hält Cvejic die Stoppuhr bereit. "Ihr habt 80 Sekunden", sagt er an und zwinkert: "Klar, stell ich mich beim Auftritt mit der Stoppuhr hin. . ." Er muss ja schließlich wissen, wie lange er reden darf- oder muss – damit alle fertig sind, wenn er die Moderation beendet.

"Ich führ", knurrt der Prinz die Prinzessin an, und die Trainerin schaltet sich tröstend ein: "Aber das ist nur im Fasching so". Ein kleiner Zusammenstoß der beiden bringt die Zuschauer zum Lachen und der Maestro rät: "Wenn das beim Auftritt passiert, einfach lachen und weitermachen".

Im nächsten Durchgang sind die Jogginghosen verschwunden, die Prinzessin trägt einen duftigen Tüllrock. "Das muss geübt werden", erklärt Urbanski, "unterm Rock sieht der Prinz nichts, das ist ganz anders als mit Jogginghose". Richtig, die erste Hebefigur fällt schon mal dem Rock zum Opfer, und Ludwig bekommt den dezenten Hinweis, im Falle des Falles "irgendwas zu machen" – Improvisation ist alles. Aber auch der Maestro bekommt sein Fett ab. "Kannst es wohl nicht abwarten, Ivi" scherzt ein Gardemädel, als die falsche Musik aus der Konserve ertönt. "Du willst mich wohl um meinen Soloauftritt bringen", beschwert sich auch der Prinz. Das lässt er sich nicht bieten, muss er auch nicht, die Musik wird korrigiert.

Eine kurze Diskussion entspinnt sich um eine Hebeformation. "Ich bin halt nicht größer", lamentiert eine der Trägerinnen. "Es scheitert an fünf Zentimetern", meint eine andere, und schon ist ein buntes Bäumchen-wechsel-dich im Gespräch, das Urbanski schnell beendet. "Passt schon so", meint sie und verspricht, deswegen mit Cheftrainer Thomas Förth zu simsen.

"Okay, Mäuse, das wars für dieses Jahr", verkündet sie schließlich und fragt, ob noch jemand Fragen an sie habe? Scheint nicht so, die Männer bleiben offenbar lieber unter sich. "Jeder macht es anders beim Einzug, nach wem soll ich mich richten", klagt ein Gardetänzer. "Das soll doch so sein", wird er von den Kollegen aufgeklärt.

Genau Bescheid weiß Barbara. Die Siebenjährige sitzt auf der Bühne und beobachtet akribisch jede Bewegung. Zuhause tanze sie alles exakt nach, erzählt Papa Alois Wittkopf. "So weit ichs noch weiß", schränkt die Nachwuchsgardetänzerin bescheiden ein. Die Musik dazu, die hat sie ohnehin daheim, denn Papa ist für die Tontechnik von großem und kleinem Hofstaat zuständig.