Schrobenhausen
Jogis Jungs anfeuern

Drei Fußballfans organisieren während der WM ein Public Viewing auf dem Volksfestplatz

06.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:36 Uhr

Die drei packen's an: Wolfgang Dick (v.l.), Benedikt Natzer und Johannes Gürtner stellen auf dem Volksfestplatz ein Public Viewing während der Fußball-WM auf die Beine, weil es ja sonst niemand macht - Foto: kx

Schrobenhausen (SZ) Stell’ dir vor, es ist Fußball-WM und in der Stadt gibt es kein Public Viewing. Das kann nicht sein, haben sich Benedikt Natzer und Wolfgang Dick aus Schrobenhausen sowie Johannes Gürtner aus Ellenbach gedacht. Sie haben ganz privat ein Public Viewing aus dem Boden gestampft.

„Sogar meine Oma schaut Fußball“, versucht Benedikt Natzer die Begeisterung für den Ballsport in den kommenden vier Wochen zu umschreiben. „Meine Oma versteht überhaupt nichts vom Fußball, aber wenn Deutschland spielt, fiebert sie auch mit.“ Und genauso wird es vielen Menschen in Schrobenhausen und dem Umland gehen. Davon sind Natzer und seine beiden Freunde Wolfgang Dick und Johannes Gürtner felsenfest überzeugt.

Gesteigert werde das Gemeinschaftsgefühl bei der am kommenden Donnerstag in Brasilien startenden WM noch durch das gemeinsame Zuschauen. Doch in Schrobenhausen gab es bislang keine Initiative, öffentliche Übertragungen zu veranstalten. Die Gründe dafür liegen auf der Hand, wie Jürgen Kreuzer, Präsident der Faschingsgesellschaft Schromlachia aus eigener Erfahrung weiß. Bei der WM 2010 und der EM 2008 hat die Schromlachia Public Viewings angeboten – mitten in der Stadt. „Wir lassen die Finger davon“, sagt Kreuzer. Die Auflagen für die Veranstaltungen würden immer weiter verschärft und auch das finanzielle Risiko sei einfach zu groß. Wenn nichts dabei übrig bleibe, rechne sich der Spaß nicht. Und Spaß habe es gemacht, gibt Kreuzer zu: „Das Gefühl, wenn 2000 Leute zuschauen, ist einfach toll.“

Genau das wollen Natzer und Co. nun auch erleben. Die drei haben ihr Public Viewing auf dem Volksfestplatz von Martha Stief geplant. Der Platz werde ihnen kostenlos zur Verfügung gestellt, erzählt Natzer. „Wenn wir für den Platz auch noch etwas bezahlen müssten, hätten wir es nicht gemacht“, sagt Dick. Denn inzwischen koste das Public Viewing die Jungs bereits einige Tausend Euro. Alleine der Weltfußballverband Fifa lange mit 1000 US-Dollar Lizenzgebühren für das Public Viewing hin. Sicherheits- und BRK-Sanitätsdienst, Gema sowie die Technik für die Übertragung trügen noch ihr Übriges zu den Unkosten bei. Für die drei Fußballfans steht fest, was sie sich wirtschaftlich von den Veranstaltungen erwarten: „Wenn es bei uns null auf null ausgeht, sind wir zufrieden.“ Deshalb würde von den Zuschauern auch „ein Euro Solidaritätseintritt“ verlangt.

Gezeigt werden sollen alle WM-Spiele, die die Deutsche Nationalmannschaft bestreitet. Das Finale wollen die drei auch öffentlich präsentieren. „Wir haben auch einen kleinen Biergarten“, sagt Natzer. Es gibt Fingerfood und Bier aus der Scheyerer Klosterbrauerei. „Wer möchte, kann sich auch seinen eigenen Campingstuhl zu den Übertragungen mitbringen“, sagt Natzer. Damit steht auch schon mal fest, dass die Public Viewings ein wenig Festivalcharakter haben werden.

Josef Plöckl freut sich jedenfalls schon mal auf die Übertragungen auf dem Volksfestplatz seiner Lebensgefährtin Martha Stief. Für den Ex-Bürgermeister sei ganz klar gewesen, dass der Volksfestplatz dafür das richtige Terrain sei. Und wenn schon die Stadt nicht helfe, müsse den drei fußballbegeisterten Jungs doch jemand anderes unter die Arme greifen. „Es muss sich endlich mal wieder was rühren in Schrobenhausen in Sachen Fußball“, sagt Plöckl. Mit einer solchen Veranstaltung könne Schrobenhausen mal wieder öffentlich in ein positiveres Licht als bislang gestellt werden. Natürlich hofft Plöckl auch darauf, dass Jogi Löws Männer im Weltturnier weiter kommen, als viele bislang prognostizieren.

„Ein Euro sollte keinen abschrecken“, rührt Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan ein wenig die Werbetrommel für die drei Jungs von der Volksfestwiese. Mehr könne die Stadt allerdings nicht tun. Eine finanzielle Unterstützung gebe es nicht, wie Stephan sagt. Dafür sei das Projekt zu spät aufgesetzt worden. Um aus dem laufenden Haushalt öffentliches Geld zu bekommen, hätte es schon im Herbst vergangenen Jahres beantragt werden müssen, um in die Etatberatungen zu kommen. „Wir können das Projekt nur wohlwollend unterstützen“, so Stephan. Anschauen will er sich das eine oder andere Spiel auf der Wiese auf jeden Fall.