Schrobenhausen
Fast alle sind zufrieden mit blaugelber Bahn

04.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:22 Uhr

Auch Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan (vorne) fährt blaugelb: Seit gut zwei Wochen fahren die neuen Züge auf der Paartalbahn und erfreuen sich großer Beliebtheit. - Foto: Stark

Schrobenhausen (SZ) Die erste Bilanz nach fast dreieinhalb Wochen blaugelber Paartalbahn fällt überwiegend positiv aus. Fahrgäste, Politiker und Betreiber verweisen auf gestiegenen Komfort und mehr Fahrten, gesehen wird aber auch Verbesserungsbedarf: Viele Schüler müssen deutlich früher aufstehen.

Mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember hat die Bayerische Regiobahn (BRB) den Betrieb auf der Paartalbahn von Augsburg über Schrobenhausen nach Ingolstadt übernommen. "Das Angebot erfreut sich großer Beliebtheit", sagt Bastian Goßner, Leiter Vertrieb und Kommunikation bei der BRB. Besonders die Fahrten am Abend und am Wochenende würden Fahrgäste verstärkt nutzen.

"Die neue Bahn gefällt mir richtig gut", sagt Maria Haider aus Kühbach, die mit dem Zug nach Schrobenhausen in die Schule fährt. "Es ist ein erheblicher Fortschritt, dass bis nach Mitternacht Züge nach Ingolstadt fahren", lobt auch Karlheinz Stephan, Bürgermeister von Schrobenhausen. Er gehörte bei der Jungfernfahrt der neuen Bahn am 13. Dezember zu den Ehrengästen, die die blaugelb angestrichenen Waggons begutachteten – "und ich bin sehr angetan". Gestern Nachmittag entschied sich Stephan, statt mit dem Auto mit der Bahn zum Einkaufen nach Augsburg zu fahren.

Ticketsystem mit Komfort

Einen Vorteil sieht der Bürgermeister auch im einfacheren Fahrkartensystem: "Es ist ein enormer Komfortgewinn, dass ich mein Ticket im Zug lösen kann." Das bestätigt auch Hans Kriss, Vertreter des Schrobenhausener Fahrgastverbandes Pro Bahn: "Die Automaten im Zug sind super. Ich kann gleich einsteigen, muss nicht darum zittern, ob ich den Zug noch erwische, weil der Automat am Bahnsteig nicht so funktioniert wie ich es will. Gottseidank ist dieser Service mittlerweile Standard bei vielen Ausschreibungen für Strecken."

Insgesamt zeigt sich Kriss mit dem neuen Angebot zufrieden. Als Rollstuhlfahrer ist er auf barrierefreien Zugang angewiesen – und die Versprechen der BRB vor dem Start sieht er in dieser Hinsicht eingelöst: "Die Rampe ist klasse, das Rein- und Rauskommen funktioniert sehr gut."

Versprochen hat der Betreiber im Dezember ebenfalls, dass die Bahn unter seiner Regie pünktlicher sei – Kriss bestätigt, dass die BRB dies erfüllt habe, mit gewissen Einschränkungen: "Es gab an der Weiche Niederarnbach Verzögerungen, doch dafür ist der Schienenbetreiber DB Netz zuständig."

Zufrieden mit der Stabilität des Takts ist auch BRB-Sprecher Bastian Goßner: "Die Züge auf der Paartalbahn sind sogar pünktlicher unterwegs, als wir anfangs dachten. Das liegt am Engagement unserer Lokführer und Fahrdienstleiter." Verspätungen wurden befürchtet, weil die Gleiskapazitäten am Augsburger Hauptbahnhof nur unzureichend sind, es keine Ausweichstelle für den Begegnungsverkehr zwischen Friedberg und Dasing gibt und das dritte Gleis in Aichach immer noch tot ist. Die BRB sei hier um Verbesserungen bemüht, entsprechende Gespräche liefen, so Goßner. "Nachjustiert" werden müsse auch bei der Anzahl der Sitzplätze zu Stoßzeiten. Die Weihnachtsferien sollen dazu genutzt werden, das Problem zu lösen, verspricht Goßner.

100-Tage-Frist

Nicht optimal sei auch die Abfahrtszeit für Schüler aus Schrobenhausen, die nach Ingolstadt fahren. "Die müssen jetzt 20 Minuten früher los", so Goßner. Allerdings deutete er an, dass dies nur "derzeit" so sei. Darauf hofft auch Pro-Bahn-Vertreter Hans Kriss, Sein Verband will der neuen Paartalbahn eine 100-Tage-Frist geben. "Dann machen wir einen Stammtisch mit der BRB und bitten, das zu ändern."

Karlheinz Stephan hat einen anderen Ansatz: "Man kann ja auch auf die Schulen zugehen, damit die etwa ihre Anfangszeiten ändern. Oder der Schüler stellt sich ein Fahrrad an den Ingolstädter Bahnhof und fährt damit weiter zur Schule."