Schrobenhausen
Zu teuer: Stadtrat stoppt Ausschreibungen für Brandschutzsanierung des Pflegschlosses

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22.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Zum Tanzen war den Stadträten nicht zumute, als sie am Dienstagabend von den überteuerten Aufträgen für die Brandschutzsanierung des Pflegschlosses erfuhren. - Foto: kx

Schrobenhausen (SZ) Deutlich teurer als geplant sollten zwei von drei Gewerken bei der Pflegschlosssanierung werden. Der Stadtrat hat am Dienstagabend die Reißleine gezogen: Die Aufträge sollen neu ausgeschrieben werden. Wann die Bauarbeiten beginnen können, ist noch völlig unklar.

"Mich hat es genauso kalt erwischt wie alle anderen", sagt Schrobenhausens Stadtbaumeister Axel Westermair. Drei Gewerke für die Brandschutzsanierung des Pflegschlosses sollten am Dienstagabend vom Stadtrat vergeben werden (wir berichteten). "Wir hatten gehofft, dass das ein Fünf-Minuten-Punkt wird", meint Westermair in seiner Vorrede. Doch die Submissionsergebnisse vom Vortag seien nicht so ausgefallen, wie es sich das Bauamt erhofft hatte.

Hermann Bachhuber vom Bauamt sorgt für Aufklärung. Die Kostenberechnung für die Baumeisterarbeiten ging von rund 52 000 Euro aus. Von 14 angefragten Firmen hätten drei Angebote abgegeben, das günstigste lag bei mehr als 84 000 Euro. Also mehr als 32 000 Euro (61,2 Prozent) über dem Limit. Noch drastischer ist die Überschreitung bei den Schreinerarbeiten. Sie sollten laut Bachhuber maximal 49 000 Euro kosten. Von den acht angefragten Firmen gaben zwei Gebote ab. Der ausgewählte Bieter lag mit mehr als 100 000 Euro um mehr als 51 000 Euro (104,7 Prozent) über der Kostenschätzung.

Über die Gründe für die sich abzeichnende Kostenüberschreitung kann Westermair nur spekulieren. Zum einen hätten die Baufirmen derzeit volle Auftragsbücher. Zum anderen sei ein begrenzter Bauzeitraum von Mitte April bis August ausgeschrieben worden. Möglicherweise, so Westermair, hätten einige Bieter deswegen höhere Kosten veranschlagt. Dagegen spreche, so Westermair, dass die Schlosserarbeiten aber deutlich unter der Kostenschätzung ausfallen würden. Die waren mit mehr als 78 000 Euro veranschlagt, der günstigste Interessent lag bei etwas über 69 000 Euro und damit um mehr als 8700 Euro (11,2 Prozent) günstiger als geplant.

Für Bürgermeister Karlheinz Stephan gibt es lediglich zwei Möglichkeiten: Die Ausschreibung aufzuheben und neu auszuschreiben oder die überteuerten Aufträge zu vergeben und die gerade vom Finanzausschuss abgesegneten Haushaltsposten erneut zu verhandeln. Die Aufhebung der Ausschreibung werde aber die im Herbst geplante Eröffnung des Pflegschlosses deutlich nach hinten verlegen, so Stephan.

"Wir hätten die Hoffnung, bei einer neuen Ausschreibung mit einem größeren Bauzeitraum bessere Ergebnisse zu bekommen", meint Westermair. Sicher, schränkt Westermair aber selber ein, sei das nicht. Gleichzeitig weist er die Stadträte darauf hin, dass wohl bereits ab September Veranstaltungen wie die Barocktage im Pflegschloss geplant seien. Kulturreferent Klaus Englert (CSU) sagt dazu nichts. Er tippt auf seinem Tablet herum.

Für Rudi Koppold (FW) dagegen ist es keine Frage: Die Ausschreibung müsse aufgehoben werden. "Wenn das Pflegschloss nicht im Herbst öffnet, ist das kein Weltuntergang", so Koppold. Franz Mühlpointner (BVS) ist dagegen davon überzeugt, dass einige Firmen die Ausschreibung nicht verstanden hätten. Für den Sandizeller steht ebenfalls fest, dass die Ausschreibung aufgehoben werden müsse. Das tut der Stadtrat auch - einstimmig.

Bevor die Aufträge erneut ausgeschrieben werden - eventuell öffentlich, statt bislang zur Förderung örtlicher Firmen beschränkt - müssten noch rechtliche Fragen mit der VOB-Stelle der Regierung von Oberbayern geprüft werden, erklärt Westermair. Darum könne er auch noch nichts dazu sagen, wann denn der Baubeginn für das mit 480 000 Euro Gesamtvolumen geplante Projekt wirklich anstehen könnte.