Am Sonntag werden die Oscars in Hollywood verliehen. Zuletzt wurde die Veranstaltung immer politischer, die Filme jedoch zelebrieren eine Zurückbesinnung auf die Wurzeln Hollywoods.
Die Anspannung wächst: In den kommenden Tagen werden zahlreiche Filmschaffende nach Los Angeles reisen. Regisseure werden sich vor Nervosität die Fingernägel abkauen, Schauspielerinnen eine wunderschöne Robe nach der anderen anprobieren und Moderator Jimmy Kimmel wird noch einmal seine Pointen proben. Schließlich muss am Sonntag alles perfekt sein, denn dann wird der wichtigste Preis der Filmbranche verliehen: der Oscar.
Zuletzt waren die Oscars jedoch alles andere als perfekt. Im vergangenen Jahr stand die Jury in der Kritik, weil zum zweiten Mal in Folge nur weiße Darsteller Nominierungen in den Hauptkategorien erhalten hatten. Unter dem Hashtag #oscarssowhite wurde zum Boykott der Preisverleihung aufgerufen, dem sich auch Prominente wie Schauspieler Will Smith und Regisseur Spike Lee anschlossen.
Dieses Problem besteht heuer nicht mehr. Mit Denzel Washington („Fences“) und Ruth Negga („Loving“) sind immerhin zwei Afroamerikaner als „Bester Hauptdarsteller“ und „Beste Hauptdarstellerin“ nominiert – auch, wenn sie aufgrund der starken Konkurrenz wahrscheinlich keine Oscars mit nach Hause nehmen können.
Dafür hat die Preisverleihung im Jahr 2017 mit ganz anderen Problemen zu kämpfen: Weil der US-Präsident Donald Trump einen Einreisestopp für Bürger aus mehreren muslimischen Ländern verhängt hat, wird der iranische Regisseur Asghar Farhadi nicht an der Verleihung teilnehmen. 2011 hatte er bereits einen Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ für „Nader und Simin – eine Trennung“ erhalten, nun ist er mit „The Salesman“ erneut nominiert. Er erklärte jedoch, dass es für ihn nicht akzeptabel sei, dass seine Anwesenheit von vielen Wenns und Abers begleitet und seine Nation unter dem Vorwand der Sicherheit für ein anderes Land gedemütigt werde. Damit mit haben die Oscars eine neue politische Dimension erreicht. Es bleibt abzuwarten, ob sich Moderator Jimmy Kimmel oder Gala-Gäste wie Meryl Streep – die zum 20. Mal nominiert ist und damit alle Oscar-Rekorde bricht – zur Lage der USA äußern werden.
In den nominierten Filmen geht es bis auf wenige Ausnahmen dagegen unpolitisch zu. Vor allem „La La Land“, der Favorit der diesjährigen Preisverleihung, zelebriert eine Art Flucht: weg von der Gegenwart, zurück in das Goldene Zeitalter Hollywoods. Wie in den großen Musicals der fünfziger und sechziger Jahre wird gesteppt, getanzt und die Liebe besungen. Mit dieser Mischung hat „La La Land“ 14 Nominierungen eingeheimst und gehört damit gemeinsam mit „Titanic“ und „Alles Über Eva“ zu den am häufigsten nominierten Filmen der Oscar-Geschichte. Bei all der Aufregung um das Musical geht fast unter, dass in diesem Jahr noch viele andere gute Filme nominiert sind. Eine Auswahl davon finden Sie auf dieser Seite.
Jessica Roch
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